THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE DIE MACHT KULTURELLER TRADITIONEN
Prof. Dr. Angelika Hartmann
(Centrum für Nah- und Mittelost-Studien, Philipps-Universität Marburg)
Geschichte und Erinnerung im Islam
!!! Achtung, dieser (ursprünglich für den 28.11.2011 angekündigte) Vortrag muss leider wg. Krankheit ausfallen !!!
Gegenwärtige arabisch-islamische Denkrichtungen suchen über die Erinnerung an und die Rückbesinnung auf die "eigene" Geschichte und "eigene" Wertvorstellungen Identität zu konstruieren und als Mittel gegen Akkulturation und Nivellierungseffekte der Globalisierung einzusetzen. Verschiedene Konzepte konvergieren dabei zwar in der Zielsetzung, zeigen aber einen unterschiedlichen Umgang mit dem "Kulturerbe" und dessen Deutung im Prozess der Erinnerung.
Deshalb stellen sich folgende Fragen: Wie wurde in der islamischen Geschichte und wie wird heute mit Traditions- und Mythenbildung sowie deren Verwerfung umgegangen? Warum hat historisch-kritische Forschung oft einen schweren Stand, besonders im Hinblick auf das "Goldene Zeitalter", d.h. die Anfänge des Islam, die als Norm für heutiges Verhalten interpretiert werden? Wer hat die Deutungsmacht? Was bedeutet "sich erinnern" – wird es als ein dynamischer Prozess verstanden oder hat es eher den Charakter des Statischen? Lassen sich Mechanismen des Erinnerns/Vergessens/Verdrängens erkennen?
Am Beispiel verschiedener historischer Ereignisse, die bis heute politikbildend sind – so die Frühzeit des Islam, die Kreuzzüge, die napoleonische Eroberung Ägyptens und die Begegnung mit westlicher Technik/ Naturwissenschaft –, wird diesen Fragen nachgegangen.
Prof. Dr. Angelika Hartmann, em. Professorin für Islamwissenschaft und Arabistik, zuletzt (bis 2008) Leiterin des Fachgebiets Islamwissenschaft am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS) der Universität Marburg.
Promotion (1975) und Habilitation (1982) in Hamburg. Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1980. Zahlreiche Gastvorlesungen in Frankreich, Belgien, Schweden, Schweiz, Türkei, Ägypten und Tunesien. Professorin und Frauenbeauftragte der Universität Würzburg (1989–1993), Direktorin des Instituts für Orientalistik der Universität Gießen (1993–2006). Projektleiterin im Sonderforschungsbereich "Erinnerungskulturen" der DFG an der Universität Gießen (2000–2008); Stipendien und Projekte der DFG und der Académie des Inscriptions et Belles Lettres, Paris (1976–1979, 1987–1989, 1996–2002). Zahlreiche Publikationen, u.a. "Geschichte und Erinnerung im Islam", Göttingen 2004, und "Mental Maps – Raum – Erinnerung", hg. zus. mit S. Damir-Geilsdorf und B. Hendrich, Münster 2005.
Arbeitsschwerpunkte: Kulturgeschichte des Islam, arabische und persische Mystik, Islamismus und Zivilgesellschaft, Verbindung von islamhistorischen und psychoanalytischen Denkansätzen, Politik- und Bildungsberatung.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Ilse Müllner
(Professorin für Biblische Theologie, Institut für Katholische Theologie, Fachbereich Geistes- und Kulturwissenschaften, Universität Kassel)
Sexuelle Gewalt und die Macht des Erzählens. Biblische Traditionen
Montag, 09. Januar 2012, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)