Prof. Dr. Anja Müller-Wood – Vortragsexposé – Wintersemester 2008/2009

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"BIOLOGISCH DETERMINIERT? MENSCHSEIN ZWISCHEN ZWANG UND AUTONOMIE"

Prof. Dr. Anja Müller-Wood (Mainz)

Biologische Grundlagen und Grenzen der Literatur

Dienstag, 25. November 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die bemerkenswerten Erkenntnisse der Kognitions- und Neurowissenschaften, der Evolutionsbiologie und der Verhaltensforschung haben auch die Geistes- und Kulturwissenschaften nicht unberührt gelassen. Gerade der Kreis der Literaturwissenschaftler, die den vornehmlich konstruktivistischen Methoden ihrer Disziplinen eine biologische Perspektive an die Seite stellen wollen, hat sich in den letzten Jahren stetig erweitert – natürlich nicht, ohne Kritiker auf den Plan zu rufen, die befürchten, dass eine solch "naturalistische" Literaturwissenschaft einem reduktiven Positivismus Tür und Tor öffnet. Dabei liegt der heuristische Sinn, sich mit den dem Menschen angeborenen Kompetenzen und Fähigkeiten zu beschäftigen, die die Produktion und Rezeption von Literatur überhaupt möglich machen, eigentlich auf der Hand. Wer die Produkte menschlicher Kultur(en) verstehen will, muss auch wissen wollen, warum es uns überhaupt möglich ist, diese zu erschaffen, zu begreifen und an ihnen Vergnügen zu haben. Ein ebenso ansprechendes wie aussagekräftiges Instrumentarium zur Beleuchtung der Frage nach diesen biologischen Grundlagen ist die Evolutionspsychologie, die mit ihrem Interesse an den adaptiven Funktionalität der menschlichen Psychologie eine sinnvolle Erweiterung und Vervollständigung konstruktivistischer Erklärungsansätze von Literatur und Kultur darstellt, ohne diese (wie leider oft befürchtet) völlig in Abrede zu stellen.

Anja Müller-Wood, geb. 1969, Professorin für Englische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Studium und Promotion in Marburg. Wissenschaftliche Assistentin an der Universität Trier; dort 2002 Habilitation. Seit 2003 Lehrstuhlinhaberin im Department of English and Linguistics an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Wichtigste Veröffentlichungen: Angela Carter: Identity Constructed/Deconstructed 1997; The Theatre of Civilized Excess: New Perspectives on Jacobean Tragedy 2007; (mit Andrea Gerbig) Trapped in Language: Aspects of Ambiguity and Intertextuality in Sylvia Plath’s Poetry and Prose, Style 2002; Disconcerting Mirrors: Angela Carter’s Lizzie Borden Stories, LIT: Literature Interpretation Theory 2004; (mit J. Carter Wood) Bringing the Past to Heel: History, Identity and Violence in Ian McEwan’s Black Dogs, Literature and History 2007.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Mathias Gutmann (Professur für Technikphilosophie, Universität Karlsruhe (TH))
Der Mensch zwischen Genen und Evolution
Dienstag, 2. Dezember 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)