Prof. Dr. Ansgar Nünning – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

Studium generale – Themenschwerpunkt
»DAS GEDÄCHTNIS: LERNEN UND ERINNERN«

Prof. Dr. Ansgar F. Nünning (Gießen)

Erzählung – Erinnerung – Identität.
Literatur und kulturelles Gedächtnis aus literaturwissenschaftlicher Sicht

Dienstag, 17. Januar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Obgleich das Konzept des kulturellen Gedächtnisses inzwischen zu einem neuen Paradigma der Kulturwissenschaften avanciert ist, hat der Zusammenhang zwischen Literatur und Gedächtnis erst in jüngster Zeit verstärkt Beachtung gefunden. Gleichwohl sind nicht nur unser individuelles Gedächtnis, unsere autobiographischen Erinnerungen und unsere Identität in hohem Maße durch schulische Lektüre und literarische Gattungen geprägt. Literatur und Literaturgeschichten sind auch wichtige Medien, die das kulturelle Gedächtnis und die kollektive Identität von Nationen prägen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Bereiche der literaturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung und erläutert den Zusammenhang zwischen Erzählung, Erinnerung und Identität aus literaturwissenschaftlicher Sicht. Dadurch soll zum einen geklärt werden, was sich hinter der Metapher von einem 'Gedächtnis der Literatur' verbirgt. Zum anderen soll aus funktionsgeschichtlicher Perspektive die Frage beantwortet werden, welches spezifische Leistungsvermögen Literatur bei der kulturellen Repräsentation und Konstruktion von Erinnerungen und Identitäten zukommt.

Ansgar Nünning ist seit 1996 Professor für Englische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie seit 2002 Gründungsdirektor des "Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften" (GGK), Projektkoordinator des internationalen Promotionsstudiengangs "Literatur- und Kulturwissenschaft" und Teilprojektleiter im SFB "Erinnerungskulturen". Er ist Herausgeber der Buchreihen "Uni Wissen Anglistik/Amerikanistik", "WVT-Handbücher zum literaturwissenschaftlichen Studium", "ELCH: English Literary and Cultural History" und "Medien & kulturelle Erinnerung/Media & Cultural Memory" (mit Dr. Astrid Erll). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der anglistischen Literatur- und Kulturwissenschaft, der interdisziplinären Erzähl- und Gedächtnisforschung sowie der Literatur- und Kulturtheorie. Zu seinen neuesten Buchpublikationen zählen: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie (Stuttgart: Metzler, 3. Aufl. 2004), Konzepte der Kulturwissenschaften (Hg. mit Vera Nünning, Stuttgart: Metzler, 2003), Erzähltextanalyse und Gender Studies (Hg. mit Vera Nünning, Stuttgart: Metzler, 2004), An Introduction to the Study of English and American Literature (mit Vera Nünning, Stuttgart: Klett, 2. Aufl., 2005), Medien des kollektiven Gedächtnisses: Konstruktivität – Historizität – Kulturspezifität (Hg. mit Astrid Erll, Berlin, New York: de Gruyter 2004) und Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft (Hg. mit Astrid Erll, Berlin, New York: de Gruyter 2005).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Elsbeth Stern
(Professorin für Psychologie, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin)
Intelligentes Wissen als der Schlüssel zum Können
Dienstag, 24. Januar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)