Themenschwerpunkt
"Upgrading Humanity? Die Zukunft des Menschen"
Prof. Dr. Armin Grunwald
Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse ITAS, Professor für Technikphilosophie und Technikethik am Karlsruher Institut für Technologie KIT
Technische Zivilisation ohne den Menschen?
Transhumanismus als philosophische Herausforderung
Montag, 23. April 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Die technische Verbesserung des Menschen ist in die Reichweite der Wissenschaft geraten: Der Chip im Kopf zum besseren Denken, die Datenverbindung zwischen Gehirn und Computer und neue Sinnesorgane sind einige der Visionen, an denen gearbeitet wird. Der Transhumanismus geht noch einen Schritt weiter. Seine Utopie ist eine zukünftige Welt, in der die Technik sich selbst weiterentwickelt und perfektioniert, den Menschen dabei aber nicht mehr braucht. Nicht die Technik sei für den Menschen da, sondern Aufgabe des Menschen sei, sich selbst zugunsten der Technik überflüssig zu machen. Denn das meiste Leid und die Probleme der Welt seien den Unzulänglichkeiten des Menschen geschuldet. Eine rein technische Welt werde diese Probleme überwinden, keinen Krieg mehr führen und keine Verbrechen begehen.
Die Idee, den Menschen technisch zu verbessern und seinen Körper und Geist gezielt umzugestalten, löst unterschiedliche Reaktionen aus, von Faszination bis zur Empörung. In Cyborg-Vereinen schließen sich die Fans zusammen, während andere die Natur des Menschen bedroht sehen. Hier müssen grundlegende ethische Fragen bedacht werden: Wo endet das medizinische Heilen bzw. Wiederherstellen und wo beginnt das Verbessern? Gibt es prinzipielle Unterschiede zwischen der akzeptierten Schönheitschirurgie, die ja offenkundig auf Verbesserung zielt, und anderen Ansätzen zur Verbesserung? Wo liegen mögliche Grenzen des Verbesserns?
Prof. Dr. Armin Grunwald hat Physik, Mathematik und Philosophie in Münster und Köln studiert. Er promovierte in Theoretischer Physik an der Universität zu Köln und habilitierte sich in Philosophie an der Universität Marburg. Nach Tätigkeiten als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und als stv. Direktor der Europäischen Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler ist er seit 1999 Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe. Seit 2002 leitet er darüber hinaus das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag in Berlin und ist seit 2007 Professor für Technikphilosophie und Technikethik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Monografien (Auswahl): The Hermeneutic Side of Responsible Research and Innovation (2016); Nachhaltigkeit verstehen. Arbeiten an der Bedeutung nachhaltiger Entwicklung (München 2016); Responsible Nanobiotechnology. Philosophy and Ethics (Singapore 2012); Technik und Politikberatung (Frankfurt a. M. 2008).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Stefan Selke
(Professor für Soziologie und Gesellschaftlichen Wandel, Inhaber der Forschungsprofessur "Transformative und Öffentliche Wissenschaft", Hochschule Furtwangen)
Die Optimierung des Menschen durch Lifelogging. Wie smart ist digitale Selbstvermessung wirklich?
Montag, 7. Mai 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)