FORSCHUNGSKOLLOQUIUM DES PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS
Das Psychologische Institut und das Studium generale laden zu folgendem Gastvortrag ein:
Prof. Dr. Armin Kohlrausch
(Philips Forschungslabor Eindhoven und Technische Universität Eindhoven, Niederlande)
Der Einfluss von Asynchronie auf die Wahrnehmung einfacher und komplexer audio-visueller Stimuli
Mittwoch, 13. Juli 2005, 16.15 Uhr, Hörsaal 03-428
Psychologisches Institut, Staudingerweg 9
Eine Integration der über verschiedene sensorische Systeme wahrgenommenen Information wird im täglichen Leben dadurch möglich, dass multisensorische Stimuli im Allgemeinen eine spezifische räumliche, zeitliche und kontextuelle Beziehung haben, wenn sie vom selben Objekt hervorgerufen werden. Bei technischer Wiedergabe solcher Stimuli ist diese enge Kopplung dagegen nicht immer gegeben.
In diesem Vortrag soll auf ein Teilproblem multisensorischer Wahrnehmung genauer eingegangen werden, die perzeptiven Folgen zeitlicher Asynchronie zwischen auditorischen und visuellen (AV) Stimuli. Asynchroniewahrnehmung wird im Bereich der kognitiven Psychologie seit dem 19. Jahrhundert intensiv untersucht und hat, durch TV- und Internet-Wiedergabe von multimedialen Inhalten, auch eine hohe technische Bedeutung erlangt. Neben der Wahrnehmbarkeit von Asynchronie geht es dabei um den Einfluss auf die Wiedergabequalität, die Beeinträchtigung der audio-visuellen Sprachwahrnehmung und die Verzögerungstoleranzen für überzeugende virtuelle Umgebungen. Eine Schlussfolgerung aus diesen Arbeiten ist, dass der Mensch deutlich toleranter gegenüber Verzögerungen im Audiosignal ist als gegenüber einem Vorlauf des Audiosignals.
Nach einer allgemeinen Einführung in dieses Gebiet wird der Referent auf eigene Arbeiten eingehen, in denen verschiedene Messmethoden verglichen wurden, die zur Bestimmung der gerade wahrnehmbaren AV Zeitverzögerung (Schwellenbestimmung), des Synchroniebereiches (Verzögerungen, bei denen audio-visuelle Stimuli als synchron wahrgenommen werden) sowie der Mitte des Synchroniebereiches (Punkt der subjektiven Gleichzeitigkeit) verwendet werden. Hierbei zeigte sich, dass die Methode des zeitlichen Folgeurteils (temporal order judgment) sehr viel variablere Werte lieferte als Methoden, bei denen andere Antwortalternativen (z.B. synchron-asynchron) erlaubt sind. Außerdem stellte sich heraus, dass die Unterschiedsschwellen für eine zusätzliche Verzögerung nicht dem Weberschen Gesetz folgen.