Themenschwerpunkt des Studium generale
"WAS IST INTELLIGENZ?"
Prof. Dr. Beate Sodian
(Ludwig-Maximilians-Universität München)
Denken und Intelligenz in Früher Kindheit
Dienstag, 13. Januar 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Nativistische und empiristische Positionen zu den Anfängen menschlicher Intelligenz im Säuglingsalter haben in der Philosophie eine lange Tradition, jedoch begann die empirische Erforschung des Denkens von Babys erst im 20. Jahrhundert. Jean Piagets Theorie der sensomotorischen Intelligenz besagt, dass Grundbegriffe unseres Realitätsverständnisses in der aktiven Auseinandersetzung des Babys mit der Umwelt in den ersten beiden Lebensjahren schrittweise konstruiert werden. Neuere Forschung zeigt, dass Piaget die Intelligenz von Babys gravierend unterschätzte. Nativistische Theorien haben durch die Befunde der neueren Säuglingsforschung an Plausibilität gewonnen. Ferner erbrachte die neuere Säuglingsforschung reiche Evidenz für frühe, effektive Lernmechanismen. Besondere Bedeutung für das Überleben des menschlichen Säuglings hat die soziale Intelligenz. Neuere Forschung zeigt, dass Babys früh die Ziele und Intentionen anderer erschließen und die Perspektive anderer von der eigenen unterscheiden können. Diese frühe soziale Intelligenz ist prädiktiv für soziale Intelligenz in der Kindheit.
Beate Sodian, geb. 1956, Studium der Psychologie, Germanistik und Anglistik in München und Oxford. Doktorandin am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung, München, 1982-1985. Dr. phil. Universität Heidelberg 1985. Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie der LMU München 1985-1994. Forschungsstipendium am Dept. of Brain and Cognitive Sciences, Massachusetts Institute of Technology, 1989-1991. Habilitation 1992. Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Würzburg 1994-2001. Seit 2001 Lehrstuhlinhaberin an der LMU München. Forschungsschwerpunkte im Bereich der begrifflichen Entwicklung (Theory of Mind) in der Kindheit. – Sodian, B. (2014). Entwicklung begrifflichen Wissens: Kernwissenstheorien. In L. Ahnert (Hg.) Theorien in der Entwicklungspsychologie. (S. 122-147). Berlin: Springer.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Elsbeth Stern (Professorin für Lehr- und Lernforschung, Institut für Verhaltenswissenschaften, Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, ETH Zürich)
Lernen macht intelligent
Dienstag, 20. Januar 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)