Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung
DAS KÜNSTLERDRAMA ALS SPIEGEL ÄSTHETISCHER UND GESELLSCHAFTLICHER TENDENZEN
zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Bernhard Reitz (British Studies, Univ. Mainz)
"What is an artist? For every thousand people there’s nine hundred doing the work, ninety doing well, nine doing good, and one lucky bastard who’s the artist." – Konstruktion und Dekonstruktion des Künstlers in den Dramen Tom Stoppards
Mittwoch, 16. Januar 2008, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)
Aufgrund der kommerziellen Produktionsbedingungen des britischen Dramas von der Shakespeare-Zeit bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Künstler keine Reflektorfiguren ästhetischer und gesellschaftlicher Befindlichkeit. Dramatiker hatten den Status von Handwerkern, die – auch wenn sie "celebrity status" erreichten -, als "script writers" Unterhaltung liefern sollten.
Erst mit der Subventionierung des britischenTheaters nach dem zweiten Weltkrieg begann das "Künstlerdrama" – die Darstellung des Künstlers als Katalysator gesellschaftlich wie ästhetisch widerstreitender Positionen. Tom Stoppard hat diesen Konflikt wie kein anderer britischer Dramatiker der Gegenwart in nicht nur einem Stück thematisiert. Travesties (1975) zeigt am Beispiel von James Joyce, dem Dadaisten Tristan Tzara, an Lenin und auch an dem bourgeoisen Henry Carr exemplarisch auf, wie komplex künstlerisches Selbstverständnis und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Theater sein können.
Bernhard Reitz, Jahrgang 1946, studierte Anglistik und Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo er 1975 promoviert wurde. Die Habilitation in den Fächern "Neuere englische und amerikanische Literatur" erfolgte 1988 an der Justus Liebig-Universität Giessen. Nach Lehrtätigkeit als Univ.-Prof. an der Humboldt-Universität zu Berlin leitet er seit 1995 den Forschungs- und Lehrbereich Anglistik/British Studies an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. – Buchveröffentlichungen: Das Problem des historischen Romans bei George Eliot (1975); The Stamp of Humanity: Individuum, Identität, Gesellschaft und die Entwicklung des englischen Dramas nach 1956 (1993); Textausgaben englischer und amerikanischer Autoren sowie zahlreiche Sammelbände zur englischen und amerikanischen Literatur, zuletzt (mit Ulrike Behlau) Jewish Women's Writing of the 1990s and Beyond in Great Britain and the United States (2004), zusammen mit Peter Erlebach und Thomas Michael Stein eine Geschichte der Englischen Literatur (2004; 2. Auflage 2007), gemeinsam mit Franz Norbert Mennemeier Amüsement und Schrecken. Studien zum Drama und Theater des 19. Jahrhundert (2006), sowie den Lektüreschlüssel: Willy Russell, "Educating Rita" (2007).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
PD Dr. Nassim Balestrini (Forschungs- und Lehrbereich American Studies, Universität Mainz)
Emily Dickinson im amerikanischen Drama
Mittwoch, 23. Januar 2008, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)