Themenschwerpunkt des Studium generale:
'Soundcheck' – Die Welt als Klang
Prof. Dr. Birgit Abels
(Georg-August-Universität Göttingen)
Beziehungsweise. Über die soziale Dimension von Klang
Dienstag · 3. Dezember 2013 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Klang, so der Anthropologe Tim Ingold, ist nicht etwa das, was wir hören; es ist das, worin wir hören. Unabhängig von der Frage, ob dem nun so ist oder nicht, öffnet die Idee, dass Klang und Musik vornehmlich die Erfahrung unseres "commingling with (...) the world in which we find ourselves" (Ingold) seien, weite Denkräume. Basierend auf der Annahme, dass physischer und sozialer Raum zumindest teilweise auch durch sonische Erfahrung konstituiert werden, richtet sie unsere wissenschaftliche Neugier auf die Frage danach, welche Rolle Musik und Klang dabei spielen, wenn wir uns jeden Tag mit unserer physischen und sozialen Umwelt in Beziehung setzen. Diese Überlegungen, angesiedelt an der Schnittstelle von Kulturanthropologie, Musikwissenschaft und Sensory Studies, sind nicht essenziell neu. Dennoch bergen sie noch immer ungeborgenes Potenzial für die Musikwissenschaft, das ich aufzeigen möchte. In meinem Vortrag werde ich deswegen der oben genannten Frage nachzugehen versuchen. Zu diesem Zwecke werde ich mich den Überlegungen Peter Sloterdijks zuwenden, der nämlich argumentiert, dass menschliches Vorhandensein immer schon Ko-Existenz bedeute: Sloterdijk spricht von "Sphären" sozio-räumlicher Ko-Existenz und von der "Sonosphäre", ein Konzept, das ich als theoretischen Eckpfeiler meines Vortrags verwenden werde. Im Laufe meines Vortrags werde ich ein Fragezeichen setzen hinter die Annahme, dass Musik primär unsere Räumlichkeitsvorstellungen mitbestimmt; ich werde argumentieren, dass musikalische Bedeutung zu einem signifikanten Teil aus der Sonosphäre heraus entsteht, in der Raum als soziale Größe und musikalische Bedeutung weder immer deutlich voneinander unterschieden werden können noch es müssen.
Birgit Abels ist Professorin am Musikwissenschaftlichen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen, Bereich Kulturelle Musikwissenschaft. Ihre geographischen Foci schließen die Musiken der pazifischen Inseln, Nordindiens und der südostasiatischen Inselwelt ein, denen sie sich mit kulturtheoretisch und kulturanalytisch informierten Zugriffen nähert. Sie ist Autorin von "Sounds of Articulating Identity – Tradition and Transition in the Music of Palau" und "The Harmonium in North Indian Music" sowie Chef-Herausgeberin der Zeitschrift the world of music (new series).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Doris Kolesch
(Professorin für Theaterwissenschaft, Institut für Theaterwissenschaft, Dekanin des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin)
Staging Voices. Die Stimme im Gegenwartstheater
Dienstag · 10. Dezember 2013 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)