Prof. Dr. Birgitt Röttger-Rössler – Vortragsexposé – Wintersemester 2017/2018

Themenschwerpunkt
FAMILIE, FREUNDE, PARTNER. BEZIEHUNGEN IM KULTURVERGLEICH

Prof. Dr. Birgitt Röttger-Rössler
Professorin für Sozial- und Kulturanthropologie, Freie Universität Berlin · Sprecherin des Sonderforschungsbereichs "Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten"

Deutsche mit Eltern aus Vietnam. Affektive Dimensionen der Eltern-Kind-Beziehungen im vietnamesischen Berlin

Montag, 5. Februar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Viele junge Deutsche stammen aus Immigrantenfamilien und sind in Elternhäusern aufgewachsen, die zum einen durch die in den jeweiligen elterlichen Herkunftsländern gültigen Wertorientierungen, Lebensformen und Erziehungsstile und zum anderen durch die Bedingungen der Migration nach Deutschland geprägt sind. Das Heranwachsen in solch transkulturellen und transnationalen Kontexten ist mit komplexen Anforderungen verbunden, die vor allem die Eltern-Kind-Beziehungen vor besondere affektive Herausforderungen stellen.
Der Vortrag analysiert aus emotionstheoretischer Perspektive die spezifischen Spannungsbereiche, welche die Eltern-Kind-Beziehungen in vietnamesischen Immigrantenfamilien prägen und thematisiert damit die affektiven Anstrengungen, die ein "Leben zwischen zwei Welten" erfordert. Zugleich wird ein Einblick in die Migrationsgeschichte(n) und Lebenswelten der rund 100.000 in Deutschland lebenden Vietnames*innen und ihrer Familien gegeben, die im öffentlichen Diskurs gelegentlich als "Mustermigranten" etikettiert werden, ansonsten aber vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit erfahren.

Prof. Dr. Birgitt Röttger-Rössler ist Professorin für Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin. Sie ist Sprecherin des neu an der FU etablierten Sonderforschungsbereiches "Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten" sowie Leiterin der Arbeitsstelle "Anthropologie der Emotionen" am Fachbereich für Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin.
Sie studierte Ethnologie, Anthropologie, Romanistik sowie Malaiologie und Volkskunde an den Universitäten Göttingen, Zürich, Köln und Bonn. Sie wurde 1988 an der Universität Köln promoviert und habilitierte 2001 an der Universität Göttingen.
Seit einigen Jahren liegt ihr Arbeitsschwerpunkt auf der Emotionsforschung, wobei sie sich v.a. mit der kulturellen Modellierung von Emotionen in südostasiatischen Gesellschaften beschäftigt. Ihre jüngsten Forschungsprojekte thematisierten die "Sozialisation und Ontogenese von Emotionen im Kulturvergleich" sowie den Zusammenhang zwischen "Emotion und Erinnerung in Postkonflikt-Gesellschaften". Gegenwärtig forscht sie zu Prozessen der "Gefühlsbildung im vietnamesischen Berlin" im Rahmen des Sonderforschungsbereiches "Affective Societies". In ihrem Vortrag wird sie Aspekte aus diesem aktuellen Projekt präsentieren.