Prof. Dr. Christof Mandry – Vortragsexposé – Wintersemester 2012/2013

Themenschwerpunkt des Studium generale

SELBSTBILD UND WELTBILD. KULTURALITÄT, PLURALITÄT, UNIVERSALITÄT?

Prof. Dr. Christof Mandry (Erfurt)

Das christliche Menschenbild in der pluralistischen Gegenwartskultur

Montag, 7. Januar 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)

Die heutige Gesellschaft versteht sich selbst weitaus ausdrücklicher als jede frühere als eine pluralistische Gesellschaft: Im Prinzip kann und soll jeder und jede denken, tun und lassen, was er oder sie für richtig halten. Auch wenn dieser Pluralismus sicherlich faktisch nicht grenzenlos ist, muss doch die Frage aufkommen, wie der Zusammenhalt der Gesellschaft zu verstehen ist, oder, etwas weniger grundsätzlich: auf welcher Basis verbindliches Zusammenleben und konstruktives Bearbeiten von Interessengegensätzen erfolgen können und sollen. In dieser Situation befindet sich der christliche Glaube in einer schwierigen Lage. Auf der einen Seite tritt er mit einem unbedingten existenziellen Verbindlichkeitsanspruch auf und kann doch auf der anderen Seite im pluralen Kontext nur als ein Welt- und Menschenbild unter vielen anderen auftreten. Können religiöse Überzeugungen überhaupt mit pluralistischen Gesellschaften ihren Frieden schließen? Und andersherum: Kann unsere plurale Gegenwartskultur auf die starken Überzeugungen des christlichen Welt- und Menschenbilds verzichten? Der Vortrag geht diesen Fragen nach, auch anhand aktueller gesellschaftlicher Debatten, und versucht zu zeigen, dass beide Seiten nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können: unser Verständnis von Pluralismus und das christliche Welt- und Menschenbild.

Christof Mandry hat seit 2009 den Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt inne. Er ist stellvertretender Leiter des dortigen Theologischen Forschungskollegs, einer Postgraduierteninstitution, in der theologisch zum Christentum in gesellschaftlichen Minderheitssituationen geforscht wird. Zuvor hat er nach dem Studium der katholischen Theologie und der Philosophie in Tübingen und Paris und nach der Promotion in Tübingen Forschungs- und Lehrpositionen an verschiedenen Einrichtungen inne: am Interdisziplinären Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen, an der katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin sowie am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt. 2009 hat er sich mit einer Arbeit über die Europäische Union als Wertegemeinschaft in Theologischer Ethik habilitiert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Grundfragen der Theologischen Ethik, Ethik der Lebensführung, politische Ethik, insbesondere der Europäischen Union, sowie Sozialethik, wie etwa ethische Fragen des Bildungswesens und der Alters- und Pflegesicherung.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Wolfgang Prinz

(Direktor em. am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig; Honorarprofessor für Psychologie, Universität Leipzig · Honorarprofessor für Psychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München)

Subjektivität zwischen Natur und Kultur

Montag, 14. Januar 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)