Prof. Dr. Christoph Antweiler · Vortragsexposé · Sommersemester 2009

Themenschwerpunkt des Studium generale
"Zur Kulturalität von Emotionen. Grundprobleme der Kulturbegegnung"

Prof. Dr. Christoph Antweiler (Bonn)

Jenseits kultureller Differenz? Emotionen im Vergleich der Kulturen

Montag, 8. Juni 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

In den gegenwärtigen Kulturdebatten gibt es derzeit das, was man einen "polarisierten Mainstream" nennen könnte. Einerseits wird Kultur mit Differenz gleichgesetzt, andererseits wird die völlige Auflösung der Grenzen zwischen Kulturen gefeiert. Dadurch entsteht ein doppelter blinder Fleck. Gemeinsamkeiten aller Kulturen als auch Unterschiede innerhalb von Kulturen werden ausgeblendet. Emotionen sind ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von kulturspezifischen mit universalen Aspekten des Menschseins. Der Vortrag gibt eine kulturvergleichende Perspektive auf Emotionen und nutzt dafür neuere Befunde zu Universalien. Ich zeige, dass es mehrere Ursachen für Gemeinsamkeiten zwischen Kulturen gibt, nicht nur biologische. Bei Emotionen finden wir ein ganzes Spektrum von kulturspezifischen Gefühlen bis hin zu universalen Emotionen. Einige Emotionsausdrücke sind quer durch die Kulturen verbreitet und überall verständlich. Wir müssen unterscheiden zwischen innerer Emotion, bewusst gefühlter Emotion und öffentlich ausgedrückter Emotion. Der Vortrag macht ein Plädoyer dafür, von polarisierten Verengungen wegzukommen auf dem Weg zu einer biokulturellen Sicht des "ganzen Menschen".

Christoph Antweiler, (geb. 1956), ist Ethnologe und Professor für Südostasienwissenschaft an der Universität Bonn. Er studierte im Doppelstudium Geologie (Dipl.-Geol.) und Ethnologie an der Universität zu Köln. Er promovierte dort 1988 zum Dr. phil. in Ethnologie mit einer Arbeit über evolutionistische Theorien transgenerationalen Kulturwandels. 1995 habilitierte er sich mit einer Studie über Entscheidungsprozesse und Rationalität in einer Stadt in Indonesien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Urbanität, Lokales Wissen, Ethnizität, sowie Kulturwandel und Universalien; sein regionales Forschungsgebiet ist Südostasien. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln.

Publikationen: Neuere Bücher: Grundpositionen interkultureller Ethnologie (Nordhausen, 2007); Was ist den Menschen gemeinsam? (Darmstadt, 2007, 2., überarbeitete Auflage 2009) und Die unerschöpfte Theorie. Evolution und Kreationismus in Wissenschaft und Gesellschaft (hrsg. zus. mit N. Thies und Chr. Lammers, Aschaffenburg 2008).


Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. DDr. Michael Fischer
(Fachbereichsleiter für den FB Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Universität Salzburg)
Die Bühne als Ort emotionaler Betroffenheit. Über dunkle Legenden
Montag, 15. Juni, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)