Themenschwerpunkt des Studium generale
"Selbstbild und Weltbild. Kulturalität, Pluralität, Universalität?"
Prof. Dr. Christoph Antweiler (Bonn)
Mensch und Weltkultur Universalien und neuer Kosmopolitismus im Anthropozän
Montag, 19. Nov. 2012, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Die Idee des Weltbürgertums will sowohl der Einheit der Menschheit als auch der Vielfalt einzelner Kulturen und Individuen gerecht werden. Der Vortrag behandelt Grundfragen kosmopolitischer Orientierung. Wie können die vielen und miteinander vernetzten Kulturen auf einem begrenzten Planeten koexistieren ohne gleich werden zu müssen? Wie kann weltbürgerliche Identität gebildet werden, ohne Loyalität zu kulturellen Einheiten aufgeben zu müssen? Ich verbinde neuere Ideen u.a. von Appiah, Rüsen und Chakrabarty mit ethnologischen Ansätzen. Kosmopolitismus benötigt neben politisch gesetzten Werten auch anthropologisches Wissen. Hierzu beleuchte ich empirische Befunde zu Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen. Das Ziel eines heutigen Kosmopolitismus sollte ein Weltbürgertum sein, das die wichtige Achtung kultureller Besonderheit mäßigt durch die Achtung des einzelnen Menschen und der ganzen Menschheit. Heutzutage muss Kosmopolitismus auch die physischen Realitäten unseres Planeten bedenken. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts überformt die Menschheit den Planeten in irreversibler Weise. Die Rede von einer neuen geologischen Epoche, dem Anthropozän, ist kaum übertrieben.
Christoph Antweiler, geb.1956, Prof. Dr. phil., ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften (IOA) der Universität Bonn; er studierte in Köln Geologie-Paläontologie und dann Ethnologie, dort mit einer Arbeit zur Theorie des Kulturwandels promoviert, Habilitation über Handlungsrationalität in Indonesien; Forschungsthemen: Kognition, Urbanität, Entwicklung, Soziale Evolution und Universalien; Forschungsregionen: Südostasien, bes. Indonesien. Publikationen: Urbane Rationalität, Berlin, 2000; Handbook of Evolution. Vol. 1: The Evolution of Cultures and Societies (co-ed.), New York, 2004; Was ist den Menschen gemeinsam?, Darmstadt, 2.2009; Mensch und Weltkultur. Für einen realistischen Kosmopolitismus im Zeitalter der Globalisierung, Bielefeld, 2011.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Christiane Eilders (Kommunikations- und Medienwissenschaft, Universität Düsseldorf)
Nationale Konstruktionen Europäischer Identität. Ausgewählte Befunde eines international vergleichenden Projekts zur EU-Berichterstattung in sieben Ländern
Montag, 26. November 2012, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)