THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"WAS IST INTELLIGENZ?"
Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl
(Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik, Universität Koblenz-Landau)
Warum Frauen glauben nicht einparken zu können – Geschlechtsunterschiede in der räumlichen Intelligenz
Dienstag, 25. November 2014, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Die räumliche Intelligenz als eine Subdimension der allgemeinen Intelligenz ist eine wichtige Voraussetzung für mathematisch-naturwissenschaftliche und technische Studiengänge und Berufe. Besondere Aufmerksamkeit haben hier die geschlechtstypischen Unterschiede erfahren: Weibliche Testpersonen schneiden in räumlichen Tests durchschnittlich schlechter ab als männliche. Räumliche Fähigkeiten gehören neben mathematischen, der Sprache und der Aggression zu den Verhaltensbereichen, bei denen konsistent Geschlechtsunterschiede gefunden wurden. Bei einer speziellen Facette, der mentalen Rotation, treten sogar die größten messbaren psychologischen Geschlechtsunterschiede überhaupt auf. Dennoch sind diese Unterschiede nicht so universal und so unabänderlich, wie es scheinen mag. Biologische und sozio-kulturelle Einflussfaktoren wirken hier in komplexer Weise zusammen und bedingen die individuelle räumliche Intelligenz. In dem Vortrag werden aktuelle Forschungsergebnisse zu biologischen Einflüssen wie Geschlechtshormonen und Geschlechtsunterschieden im Gehirn ebenso berichtet wie Befunde, die zeigen, dass die Testung an sich und soziokulturelle Einflüsse wie Geschlechterstereotype und unterschiedliche Erfahrungen und Einstellungen von Frauen und Männern bei räumlichen Leistungen eine zentrale Rolle spielen.
Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl ist seit 2008 Professorin für Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Universität Koblenz-Landau in Koblenz. Sie hat Psychologie und Medizin an den Universitäten Marburg und Bonn studiert. 1996 promovierte sie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Dr. phil.) und habilitierte sich 2003 an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Nach einer Vertretungsprofessur für Pädagogische Psychologie und Angewandte Entwicklungspsychologie an der Universität Trier (2004–2005) hatte sie eine Professur für Pädagogische Psychologie an der Universität Siegen inne (2005–2008). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Raumkognition, insbesondere mentale Rotation (Diagnostik, Entwicklung und Geschlechtsunterschiede), Förderung mathematischer, naturwissenschaftlicher und sprachlicher Fähigkeiten im Vorschulalter, Familienentwicklung aus kulturvergleichender Perspektive, Gender und Diversity, Frauen in MINT. Neben Fachbüchern wie z.B. dem Lehrbuch Entwicklungsdiagnostik (erschienen bei Reinhardt/UTB) hat sie verschiedene populärwissenschaftliche Bücher in Co-Autorenschaft geschrieben (z.B. "Warum Frauen glauben nicht einparken zu können und Männer Ihnen Recht geben", "Kinder, Küche, Konferenzen und die Kunst des Jonglierens" beide erschienen bei C.H. Beck). Sie leitet diverse Mentoring- und Frauenförderprojekte und ist wissenschaftliche Leiterin des Ada-Lovelace-Projekts, des rheinland-pfälzischen Mentoringnetzwerks für Frauen in MINT.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Lars Penke
(Biologische Persönlichkeitspsychologie, Georg-August-Universität Göttingen)
Genetische und neurostrukturelle Grundlagen allgemeiner Intelligenzunterschiede
Dienstag, 2. Dezember 2014, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)