Das Institut für Kunstgeschichte AB Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte und das Studium generale laden im Rahmen des Colloquiums Christliche Archäologie in Verbindung mit der Forschungskooperation Byzantinische Archäologie Mainz ein zu folgendem Vortrag:
Prof. Dr. Dieter Korol (Münster)
Die Wandmalereien im frühesten erhaltenen Baptisterium (in Dura-Europos) in neuem Lichte
Donnerstag, 13. Januar 2011, 18:15 Uhr
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte, Binger Straße 26, 55122 Mainz
Die berühmten, in den dreißiger oder vierziger Jahren des 3. Jhs. entstandenen Wandmalereien des Baptisteriums von Dura-Europos (Syrien) können als einzigartiges Zeugnis der frühesten christlichen Bildkunst des Ostmittelmeerraums angesehen werden, da sich nichts Vergleichbares für die betreffende Zeit aus dieser Region erhalten hat. Weil sich aber bei mehreren dieser Darstellungen seit ihrer Entdeckung in den dreißiger Jahren des 20. Jhs. sehr konträre Meinungen zu wichtigen Bilddetails und daraus folgend auch zur Deutung des 'Gesamtbildprogramms' des Raumes herausgebildet haben, wird im Rahmen dieses Vortrags in erster Linie den zahlreichen ikonographischen und nur im Einzelfall auch den ikonologischen Fragen bei den alt- und neutestamentlichen Bildern genauer nachgegangen. Da bald nach der Entdeckung die meisten Malereien schlecht oder gar falsch restauriert worden sind, bildet die älteste, bisher nicht oder zu wenig beachtete Fotodokumentation des Baptisteriums in der "Yale University Art Gallery" die Grundlage der neuen Analyse der einzelnen Darstellungen.
Prof. Dr. Dieter Korol: Nach Studium der Christlichen Archäologie in Freiburg, Köln und Bonn 1983 Promotion mit der Arbeit: "Die frühchristlichen Wandmalereien aus den Grabbauten in Cimitile/Nola"; 1984–1996 in Bonn wissenschaftlicher Mitarbeiter am F. J. Dölger-Institut und Lehrbeauftragter an der Universität; nach einem Forschungsstipendium der DFG zu den Wand- und Gewölbemosaiken Campaniens des 5.–7. Jh. (1989–1991) 1994 Habilitation in Christlicher Archäologie an der Universität Heidelberg; seit 1996 Professor für "Spätantike/ Frühchristliche Archäologie" an der Universität Münster. Forschungsschwerpunkte: 1989–1992 Mitarbeiter bei den Ausgrabungen im Pilgerheiligtum von Cimitile; seit 2006 zusammen mit Prof. Dr. A. Arbeiter Leiter eines von der Gerda Henkel-Stiftung, der Thyssen-Stiftung und vom DAI geförderten Projektes in Spanien (mit Tagung in Madrid, 2010): "Der Kuppelbau von Centcelles und sein Mosaik- und Malereidekor"; von 2008–2009 Durchführung des DFG-Projektes "Der spätantike Apsidenbau unter der Galluskapelle in Augsburg und seine figürliche Wandmalerei".
Literatur zum Baptisterium von Dura-Europos (in Auswahl):
C. H. Kraeling, in: C. Bradford Welles (Hrsg.), The Excavations at Dura Europos. Final Report, VIII, 2. The Christian Building (New Haven 1967); G. P. Pagoulatos, Tracing the Bridegroom in Dura (Piscataway 2009); D. Korol, Gehen die David- und Goliath-Bilder im 'Baptisterium' von Dura-Europos sowie im Vatopedi Psalter "auf den gleichen Archetyp" zurück? Neues zum ursprünglichen Aussehen und zur Deutung der Darstellung im 'Baptisterium', in: I. Eichner – V. Tsamakda (Hrsg.), Syrien und seine Nachbarn von der Spätantike bis in die islamische Zeit (Wiesbaden 2009) 131–153; U. Mell, Christliche Hauskirche und Neues Testament. Die Ikonologie des Baptisteriums von Dura Europos und das Diatessaron Tatians (Göttingen 2010).