STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"ZWISCHEN VERNUNFT UND INTUITION"
STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"ZWISCHEN VERNUNFT UND INTUITION"
Prof. Dr. Dietmar Mieth
(Theologische Ethik/Sozialethik, Eberhard Karls Universität Tübingen · Max-Weber-Kolleg, Universität Erfurt)
Ethik in Entscheidungsprozessen von Personen und Gremien
Mittwoch, 9. Januar 2013, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Entscheidungen von Personen und Gremien hängen oft zusammen. Wenn in Parlamenten über ethische Fragen anhand von Gesetzesvorlagen ohne Fraktionszwang abgestimmt wird, etwa über Patientenverfügungen oder über Präimplantations-Diagnostik, dann werden die persönlichen Entscheidungen abgezählt. Dies können auch Entscheidungen sein, die der Kompetenz eines anderen vertrauen.
Persönliche Entscheidungen gelten in der Ethik, d.h. sofern sie sich im Bereich gut/böse bzw. richtig/falsch bewegen, als Gewissensentscheidungen. Wie und wonach entscheidet also ein Gewissen? Darüber hinaus: sind ethikrelevante Entscheidungen von Gremien in einer Demokratie nicht anders als Abzählvorgänge von Gewissensentscheidungen, denen man Ernsthaftigkeit und existentielle Intensität unterstellt? Oder unterliegen solche Entscheidungen auch noch anderen Kriterien einer überindividuellen Entscheidungsfindung? Geht es dabei um genügend Zeit und Raum für sachorientierte Beratungen, also um faire Bedingungen eines vorbereitenden Diskurses? Geht es um Grundsätze, die bei solchen Entscheidungen nicht hintergehbar sein sollten? Geht es um rationale Plausibilisierung durch Argumente oder darf existentielle Intensität gegen stichhaltige Argumente stehen? Welche Rolle spielen dabei die Medien?
Dietmar Mieth (geb. 1940), Studium der Theologie, Philosophie und Germanistik in Freiburg, Trier, München und Würzburg (Dr. theol. 1968), Assistent (Moraltheologie) Tübingen 1967–1974, Habil. Theolog. Ethik, Lehrstuhl für Moraltheologie Freiburg/Schweiz 1974–1981, für Theologische Ethik/Sozialethik an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Tübingen (1981–2008). Aufbau und Leitung des Interfakultären Zentrums für Ethik in den Wissenschaften an der Universität Tübingen (1985–2001); 1994–2005 Mitglied von Ethikberatergruppen der EU, des Europarates, einer Enquete des Bundestages, seit 2003 der Unterkommission Bioethik der Deutschen Bischofskonferenz, BVK 2007. Seit 2008 Präsident der Meister-Eckhart-Gesellschaft. Seit 2009 Fellow am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt und Mitglied der DFG-Kollegforschergruppe "Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive".
Viele Veröffentlichungen zu den Themen: Moral und Erfahrung, Narrative Ethik, Ethik in den Wissenschaften, Sozialethik; zuletzt: Hg., Solidarität und Gerechtigkeit, 2008; Grenzenlose Selbstbestimmung, 2009; Hg. mit Britta Müller-Schauenburg, Mystik, Recht und Freiheit, 2012; Hg. mit Gebhard Fürst, Entgrenzung des Menschseins?, 2012.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Ruth Scoralick (Professorin für Altes Testament, Katholisch-Theologische Fakultät, Eberhard Karls Universität Tübingen)
"Wer andern eine Grube gräbt ...". Biblische Sprichwörter als Entscheidungshilfen
Mittwoch, 16. Januar 2013, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)