Themenschwerpunkt des Studium generale
"Nanokosmos: Die Welt im Kleinsten"
Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Stephan Letzel
(Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Leiter des Instituts für
Lehrergesundheit, Universitätsmedizin, JGU Mainz)
Wie gefährlich ist die Nanotechnologie?
Dienstag · 8. Dezember 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Nanotechnologie ist möglicherweise eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts mit einem hohen Markt- und Beschäftigungspotenzial. Nanopartikel haben eine Größe von typischerweise 1 bis ca. 100 Nanometern (ein Nanometer entspricht 10-9 Metern), sie werden für z. T. sehr unterschiedliche Anwendungsgebiete hergestellt und können auch "natürlich" vorkommen. Es gibt eine große Vielfalt von Nanopartikeln, die sich bezüglich Form und Materialzusammensetzung unterscheiden. Die Einsatzgebiete dieser Partikel sind sehr vielfältig (u. a. Medizin, Kosmetikindustrie, chemische Industrie, Elektronik, Halbleitertechnologie).
Nanopartikel oder Produkte mit Nanomaterialien können neue und besondere Eigenschaften besitzen. In welchem Ausmaß Mensch und Umwelt exponiert sind und ob negative Wirkungen daraus resultieren, ist derzeit nicht bekannt und somit Gegenstand intensiver Forschung. Prinzipiell ist eine Aufnahme von Nanopartikeln in den Organismus über die Atemwege, die Haut oder den Magen-Darm-Trakt möglich und denkbar, wobei nach heutigem Kenntnisstand die inhalative Aufnahme die höchste Relevanz besitzt. In Tierversuchen zeigte sich bei der Verabreichung spezieller Nanopartikel (Kohlenstoff-Nanoröhrchen) eine krebserzeugende Wirkung. Die Übertragbarkeit dieser Untersuchungsergebnisse auf den Menschen wird derzeit kontrovers diskutiert.
Über die tatsächliche Exposition von Menschen in der Umwelt und am Arbeitsplatz gegenüber Nanopartikeln und deren Wirkung existieren bislang nur wenige Erkenntnisse. Es scheint daher eine medizinische Wirkungsforschung von Nanopartikeln dringend geboten.
Stephan Letzel, geboren 1954 in München: 1977–1982 Studium des Allgemeinen Maschinenbaus an der TU München; 1982–1988 Studium der Humanmedizin an der Universität Erlangen; 1993 Facharzt für Arbeitsmedizin; 1994 Habilitation. Seit 2001 Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Mainz. Seit 2009 Vorsitzender des Ausschusses Arbeitsmedizin beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Armin Grunwald
(Inhaber des Lehrstuhls für Technikphilosophie und Technikethik, Institut für Philosophie, Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse ITAS, Leiter des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag TAB, Karlsruher Institut für Technologie KIT)
Verantwortung im Kleinsten: ethische Herausforderungen der Nanotechnologie
Dienstag · 15. Dezember 2015 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)