Prof. Dr. Dirk Vorberg – Vortragsexposé – Sommersemester 2006

FORSCHUNGSKOLLOQUIUM DES PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS
Das Psychologische Institut und das Studium generale laden zu folgendem Gastvortrag ein:

Prof. Dr. Dirk Vorberg
(Institut für Psychologie, Technische Universität Braunschweig)

Unbewusste Wahrnehmung: Probleme, experimentelle Befunde, Grenzen

Mittwoch, 21. Juni 2006, 16.15 Uhr, Hörsaal 03-428, Psychologisches Institut, Staudingerweg 9

Ob Reize unser Verhalten auch dann beeinflussen können, wenn wir sie nicht bewusst registrieren ('unterschwellige' oder 'subliminale Wahrnehmung'), ist eine alte Streitfrage, und in den populären Medien finden sich regelmäßig Berichte über den Einsatz solcher Techniken und ihre Gefahren, z. B. in der Werbung. Wenn man Erwartungs-Effekte ausschließt, zeigen sich nur vernachlässigbare Wirkungen unbewusster Reize. Das scheint die Meinung von Skeptikern zu stützen, dass Belege für unbewusste Wahrnehmung überwiegend auf methodische Artefakte zurückgehen. Diese Ansicht lässt sich angesichts einer Fülle neuer Befunde nicht mehr aufrechterhalten. Sie zeigen zweifelsfrei, dass sich vorbereitete Handlungen durch maskierte Reize bahnen ("Priming") oder hemmen lassen, die nicht bewusst wahrgenommen werden können. Die aktuelle Forschung zweifelt nicht mehr an der Existenz unbewusster Wahrnehmung, sondern fragt nach den Bedingungen, unter denen sie möglich ist. Für Handlungs-Priming sind sie weitgehend bekannt; seine Wirkungen sind überaus kurzlebig, was ausschließt, es für unkontrollierbare Manipulationen einzusetzen. Kontrovers bleibt, worin sich semantisches, evaluatives und affektives Priming von Handlungs-Priming unterscheiden, welche qualitativen Unterschiede zwischen unbewusster und bewusster Wahrnehmung bestehen, und vor allem, welches ihre neuronalen Korrelate sind.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Jochen Kaiser (Medizinische Psychologie, Universität Frankfurt a. M.)
Kortikale Schwingungsaktivität bei auditorischen Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozessen
Mittwoch, 12. Juli 2006, 16.15 Uhr, Hs 03-428, Psychologisches Institut, Staudingerweg 9