Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer – Vortragsexposé – Wintersemester 2010/2011

Themenschwerpunkt des Studium generale



DAS NEUE IN DER WISSENSCHAFT

Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnis



Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer (Braunschweig)

Lösbar, fruchtbar, angemessen – wie bewerten wir ungelöste Probleme?

Montag, 13. Dezember 2010, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



In den meisten Vorträgen dieser Reihe geht es um neue Entdeckungen, neue Antworten, neues Wissen, also um gelöste Probleme. Seit Jahrzehnten ermuntere ich jeden, besonders Wissenschaftler, aber auch Lehrer, Professoren, Politiker, Manager, die ungelösten Probleme mehr zu betonen. Dabei stößt man auf die Frage: Wann ist ein ungelöstes Problem ein gutes Problem? Und woran merkt man, dass es sich um ein gutes Problem handelt? Merkwürdigerweise gibt es dazu fast keine Literatur; es scheint seinerseits ein ungelöstes Problem zu sein. Ich bin aber ganz sicher, dass es ein gutes Problem ist.

Neben dieser qualitativen Frage diskutieren wir ein eher quantitatives Problem: Wie viel gibt es noch zu entdecken? So überraschend es klingt: Auch dazu lässt sich – unter bestimmten Umständen – etwas sagen. So kann man bei einem Text die Anzahl der unentdeckten Fehler bestimmen, und so hat ein Astrophysiker die Anzahl der unentdeckten Objektklassen im Universum abgeschätzt. Sogar eine Prognose über die Entdeckungsgeschwindigkeit lässt sich daraus gewinnen.



Gerhard Vollmer, geb. 1943 in Speyer am Rhein, studierte Physik, Mathematik, Chemie in München, Berlin, Hamburg und Freiburg, Philosophie und Allgemeine Sprachwissenschaften in Freiburg und Montreal. Diplom in Physik 1968, Promotion in Physik 1971, in Philosophie 1974. 1971 bis 1974 war er Wissenschaftlicher Assistent für Theoretische Physik; ab 1975 lehrte er Philosophie in Hannover; ab 1981 war er Professor für Biophilosophie in Gießen, 1991–2008 Professor für Philosophie in Braunschweig. Seine Arbeitsgebiete sind Logik, Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Künstliche Intelligenz. Er vertritt einen Evolutionären Naturalismus.

Bücher: Evolutionäre Erkenntnistheorie. Hirzel 1975, 8. Auflage 2002, auch in Japanisch, Chinesisch, Russisch – Was können wir wissen? Zwei Bände. Hirzel 1985–86, 4. Auflage 2008 – Wissenschafts-theorie im Einsatz. Hirzel 1993 – Auf der Suche nach der Ordnung. Hirzel 1995 – Biophilosophie.

Reclam 1995 – Wieso können wir die Welt erkennen? Hirzel 2003. Mitherausgeber: Denken unterwegs, 1992. – Der Mensch in seiner Welt – Anthropologie heute, 1994 – Was sind und warum gelten Naturgesetze? 2000 – Fakten statt Normen, 2004 – Naturalismus: Positionen, Perspektiven, Probleme, 2007. Etwa 200 Aufsätze.



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Dr. Wolfgang Gaissmaier (Ltd. Wissenschaftler, Harding Zentrum für Risikokompetenz, Forschungsbereich Adaptives Verhalten und Kognition, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin)

Bauchentscheidungen – Einfachheit als Schlüssel zu einer komplexen Welt

Montag, 31. Januar, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)