Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Lübbe – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

Studium generale – Mainzer Universitätsgespräche
»Normen und Kulturen«

Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Lübbe (Zürich)

Der Sachverstand und der Commonsense. Über Normenbildung in der wissenschaftlich-technischen Zivilisation

Mittwoch, 15. Februar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Kant meinte, wo man sich auf den gesunden Menschenverstand berufe, stehe die Sache der Vernunft verzweifelt. Kant hat Unrecht. Je mehr wir auf die Nutzung des Sachverstandes für die technische und organisatorische Sicherung unserer naturalen und kulturellen Lebensvoraussetzungen angewiesen sind, umso fester binden wir zugleich die Könnerschaft der Experten an die Vorgaben des Commonsense. Nicht technokratische Strukturen setzen sich durch, vielmehr neue Formen direkter Demokratie.

Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Lübbe, geb.1926 in Aurich/Ostfriesland. Studium der Philosophie und mehrerer sozialwissenschaftlicher Disziplinen in Göttingen, Münster, Freiburg/Breisgau. 1951 Promotion in Freiburg/Breisgau. 1956 Habilitation an der Universität Erlangen. 1956–1963 Tätigkeit als Dozent und Professor an den Universitäten Erlangen, Hamburg, Köln und Münster. 1963–1969 O. Prof. für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. 1966–1969 Staatssekretär im Kultusministerium von Nordrhein-Westfalen. 1969–1970 Staatssekretär beim Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. 1969–1973 O. Prof. für Sozialphilosophie an der Universität Bielefeld. 1971–1991 O. Prof. für Philosophie und Politische Theorie an der Universität Zürich, seit 1991 dort Honorarprofessor.
1975–1978 Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. Mitglied der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf. Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz. Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1987–1990. Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mitglied des Deutschen P.E.N. Mitglied der Academia Scientiarum et Artium Europaea. Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik 1990. Paracelsusring der Stadt Villach 1993. Freiheitspreis der Max-Schmidheiny-Stiftung an der Hochschule St. Gallen 1993. Hanns Martin Schleyer-Preis der Hanns Martin Schleyer-Stiftung 1995. Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 1996. Ehrendoktorat der Evang.-Theol. Fakultät der Universität München 2000. Reinhold-Schneider-Plakette der Reinhold-Schneider-Gesellschaft 2001. Alfried Krupp Wissenschaftspreis 2004.

Jüngste Publikationen: 'Ich entschuldige mich'. Das neue politische Bußritual. Berlin 2001. – Politik nach der Aufklärung. Philosophische Aufsätze. München 2001. – Aufklärung anlasshalber. Philosophische Essays zu Politik, Religion und Moral. Gräfelfing 2001. – Im Zug der Zeit. Verkürzter Aufenthalt in der Gegenwart. Dritte, um ein Nachwort erweiterte Auflage. Berlin, Heidelberg, New York 2003. – Säkularisierung. Geschichte eines ideenpolitischen Begriffs. Um ein Nachwort erweiterte Neuausgabe. Freiburg, München 32003. – Modernisierungsgewinner. Religion, Geschichtssinn, Direkte Demokratie und Moral. München 2004. – Die Zivilisationsökumene. Globalisierung kulturell, technisch und politisch. München 2005.