Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
"Chaos und Ordnung"
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Achim Richter
(Professor em. für Physik, Institut für Kernphysik, TU Darmstadt)
Deterministisches Chaos in der Physik – Beispiele für geordnete Strukturen im Unvorhersagbaren
Mittwoch, 15. Mai 2013, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Im Vortrag werden einfache (reguläre) und komplexe (chaotische) physikalische Systeme gegenübergestellt. Dabei wird anhand von Modellsystemen – in der Hauptsache verschieden geformter, flacher Billards – gezeigt, warum das Verhalten makroskopischer komplexer Systeme bis hin zu mikroskopischen Quantensystemen wie Moleküle, Atome, Atomkerne und Nukleonen grundsätzlich anders behandelt werden muss als das einfacher Systeme. Das betrifft insbesondere die langfristige Vorhersagbarkeit ihrer zeitlichen Entwicklung und damit das Zukunftsverhalten. Weiterhin wird an den diskutierten Beispielen komplexer Systeme klar, dass Chaos gerade nicht als Fehlen jeglicher Ordnung, d. h. als etwas Strukturloses verstanden werden kann. Chaotisches Verhalten generiert im Gegenteil in der Regel geordnete Strukturen.
Achim Richter, geb. 1940 in Dresden, Studium der Physik an der Universität Heidelberg, Promotion 1967 und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut in Heidelberg, von 1967 bis 1968 Research Associate am Physics Department der Florida State University und von 1968 bis 1970 Postdoctoral Fellow an der Physics Division des Argonne National Laboratory, U.S.A., 1971 Rückkehr an das MPI und Habilitation an der Universität Heidelberg, von 1971 bis 1974 Wissenschaftlicher Rat und Professor an der Ruhr-Universität in Bochum, seit 1974 Professor der Physik an der Technischen Hochschule (jetzt Technische Universität) Darmstadt und Direktor des Instituts für Kernphysik, seit 2008 Professor Emeritus, von 2008 bis 2012 Direktor des European Centre for Theoretical Studies in Nuclear Physics and Related Areas (ECT) in Trient, Italien, im November 2012 Rückkehr an die TU Darmstadt und Teilprojektleiter im Sonderforschungsbereich 634 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Arbeits-gebiete: Kernstruktur und Kernreaktionen, Nukleare Astrophysik, Symmetrien und Invarianzen, Physik und Technik von Beschleunigern, Nichtlineare Dynamic und Chaos.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Georg Toepfer (Leiter des Forschungsbereichs "LebensWissen", ZfL, Berlin)
Die Konzepte 'Chaos' und 'Ordnung' in der Geschichte und Theorie der Biologie
Mittwoch, 22. Mai 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)