Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Koslowski – Vortragsexposé – Sommersemester 2006

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"URSPRUNGSMYTHEN"

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Koslowski (Amsterdam)

Der freie und der unfreie Wille und der Ursprung des Bösen

Montag, 10. Juli 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Der Ursprung des Bösen ist eines der großen Rätsel der Philosophie und Theologie. Das Böse ist kein Ziel der Weltordnung, da es kein Ziel sein kann, ein Ziel nicht zu erreichen, das Böse zu realisieren. Die Annahme, dass das Böse ein Teil der Weltordnung ist, würde implizieren, dass es ein Ziel ist, ein Ziel nicht zu erreichen, nämlich auf das Böse als das Ziel, das Verfehlen eines Zieles zu realisieren, zu zielen.
Was kann der Ursprung des Bösen sein? Die augustinische Antwort ist, dass der freie Wille des Menschen das Böse in der Welt verursacht. Hegel und Schelling vertraten die Ansicht, dass etwas im Absoluten oder in Gott selbst das Böse verursacht. Beide Positionen haben die Schwierigkeit, dass das Höchste im Menschen, sein freier Wille, oder das Höchste selbst das Böse verursachen.
Andere Theorien sehen in der Unfreiheit des Willens den Ursprung des Bösen. Es scheint eine Schrecklichkeit und eine Banalität des Bösen zu geben, die mit der Freiheit und der Unfreiheit des Willens zu tun haben.

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Koslowski, o. Professor für Philosophie an der Vrije Universiteit Amsterdam. 2002/2003 Visiting-Scholar-in-Residence beim Liberty Fund, Indianapolis, USA; 2003/2004 Fellow am International Center for Economic Research (ICER), Turin, Italien; 1987–2004 apl. Professor an der Universität Witten/Herdecke. 1987–2001 Gründungsdirektor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Vorsitzender des "Forums für Wirtschaftsethik und Wirtschaftskultur" der "Deutschen Gesellschaft für Philosophie e.V." (DGPhil).
Veröffentlichungen (Auswahl): Gesellschaft und Staat. Ein unvermeidlicher Dualismus (1982); Ethik des Kapitalismus (6. Aufl. 1998); Prinzipien der Ethischen Ökonomie (1988), (in englischer Übersetzung: 2. Aufl. 2001); Philosophien der Offenbarung. Antiker Gnostizismus, Franz von Baader, Schelling (2. Aufl. 2003); Hrsg. zusammen mit Friedrich Hermann: Die Wirklichkeit des Bösen (1998), Der leidende Gott (2000), Der freie und der unfreie Wille (2004). Zahlreiche, in mehrere Sprachen übersetzte Bücher zur politischen Philosophie, Wirtschaftsethik und systematischen Philosophie.