Prof. Dr. Dr. h.c. Viola Vogel – Vortragsexposé – Wintersemester 2015/2016

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"NANOKOSMOS: DIE WELT IM KLEINSTEN"

Prof. Dr. Dr. h.c. Viola Vogel
(Professorin für Angewandte Mechanobiologie, Departement für Gesundheitswissenschaften und Technologie, ETH Zürich)

Die Nanowelt des Fressens: Der Kampf von Fresszellen mit Bakterien

Dienstag, 2. Februar 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die Arbeitsgruppe von Professor Viola Vogel nutzt moderne Nanotechnologien, um zu erforschen, wie Bakterien und Zellen mechanische Kräfte spüren und sie für ihre Erkennung der Umgebung funktionell nutzen. Dies führte zu fundamental neuen Einsichten, wie sich Bakterien an Oberflächen festklammern, um nicht weggespült zu werden oder sich vor dem Angriff unserer Immunzellen zu schützen. Unsere Fresszellen erkennen nicht nur die Biochemie, mit der sich Bakterien einkleiden, sondern sie ziehen und zupfen an Bakterien, bevor sie diese fressen können, wobei das mechanische Kräftespiel zwischen den beiden eine wesentliche Rolle spielt. Einblicke in die Nanowelt des Fressens zeigen Erstaunliches, unter anderem auch völlig unerwartete Einsichten, wie unterdosierte Antibiotika in das mechanische Kräftespiel zwischen Fresszellen und Bakterien eingreifen und somit unsere Immunantwort schwächen können.

Als Physikerin, die frühzeitig ihr Wissen in den Bioingenieurswissenschaften angewandt hat, hat Professor Viola Vogel vielfältige molekulare Mechanismen entdeckt, wie mechanische Kräfte die Funktionen von Proteinen schalten können. Sie untersucht, wie Bakterien und Säugetierzellen mechanische Kräfte nutzen, um physikalische Eigenschaften ihrer Umgebung zu erkennen, und wie diese Mechanismen genutzt werden können, um diese Interaktionen gezielt zu manipulieren. Ihre Entdeckungen in der Einzelmolekül- und Zellmechanik ergeben eine breite Palette von technischen und medizinischen Anwendungen.

Viola Vogel ist Professorin im Departement für Gesundheitswissenschaften und Technologie und leitet das Labor für Angewandte Mechanobiologie an der ETH Zürich, Schweiz. Nachdem sie am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie ihre Forschungsarbeiten für die Promotion in Physik 1987 abgeschlossen hatte, verbrachte sie zwei Jahre als Postdoktorandin im Physikdepartment an der University of California in Berkeley, USA. 1991 wurde sie Assistenzprofessorin im Department für Bioengineering an der University of Washington in Seattle, wo sie dann bald zur Professorin (Full Professor) ernannt wurde. Sie war Gründungsdirektorin des Center for Nanotechnology an der Universität von Washington (1997–2003), bevor sie im Jahr 2004 in die Schweiz zog. Ihre Arbeit wurde weltweit anerkannt und sie wurde dafür mit vielen Preisen ausgezeichnet. Weitere Informationen zur ihrer jetzigen Arbeit finden Sie unter: http://www.appliedmechanobio.ethz.ch/the-laboratory/people/group-head.html