THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»ENDZEIT UND ZEITENENDE«
Prof. Dr. Dr. Otto Böcher
Professor em. für Neues Testament, FB Evangelische Theologie, Universität Mainz
Endzeit als Konstante.
Die Wirkung der Johannes-Apokalypse in der bildenden Kunst
Montag, 7. November 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Seit neutestamentlicher Zeit lebt die christliche Kirche in der Erwartung des "Jüngsten Tags", der mit dem Weltgericht den Frommen das ewige Heil, den Gottlosen jedoch die ewige Verdammnis bringen wird. Schon seit nahezu 2000 Jahren deutet die Kirche ihre jeweilige Gegenwart als "letzte Zeit", als "Endzeit". Die Einzelheiten dieser Vorstellung stammen aus dem letzten Buch des Neuen Testaments, der um 95 n. Chr. entstandenen Apokalypse des Johannes. Vor allem das sogenannte 1000jährige Reich (Apk. 20) hat die religiöse Phantasie beflügelt und mehrfach auf Geschichte und Politik eingewirkt. Die Strukturen der kirchlichen Architektur und ihrer Ausstattung werden von der Spätantike bis zur Moderne geprägt von den Aussagen der Johannes-Apokalypse zur neuen, ewigen Gottesstadt, dem Himmlischen Jerusalem, als dessen unvollkommenes Abbild das irdische Kirchengebäude gilt.
Prof. Dr. theol. Dr. phil. Otto Böcher studierte in Mainz und Heidelberg evangelische Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte. Nach Promotionen (1958 Kunstgeschichte; 1963 Theologie) und der Habilitation (Mainz 1968: Neues Testament) Professor in Mainz, Saarbrücken und seit 1978 wieder in Mainz (Lehrstuhl für Neues Testament). 2003 emeritiert. Forschungen zu Theologie und Religionsge¬schichte des Neuen Testaments und seiner Umwelt, vor allem zum Evangelium und der Apokalypse des Johannes, ferner zur mittelalterlichen Kunst- und Architekturgeschichte sowie zu Geschichte und Epigraphik des Judentums.
Ausgewählte Publikationen des Referenten:
– Die Alte Synagoge zu Worms. Worms 1960.
– Der johanneische Dualismus im Zusammenhang des nachbiblischen Judentums. Gütersloh 1965.
– Dämonenfurcht und Dämonenabwehr. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der christlichen Taufe. Stuttgart
1970.
– Christus Exorcista. Dämonismus und Taufe im Neuen Testament. Stuttgart 1972.
– Die Johannesapokalypse. Darmstadt 1975, 4. Aufl. 1998.
– Kirche in Zeit und Endzeit. Aufsätze zur Offenbarung des Johannes. Neukirchen-Vluyn 1983
– Art. "Johannes-Apokalypse", in: Reallexikon für Antike und Christentum 18, 1998, Sp. 595-646.
– Das beglaubigende Vaticinium ex eventu als Strukturelement der Johannes-Apokalypse. In: Revue
d'Histoire et de Philosophie Religieuses 79, 1999, S. 19-30.
– Apokalyptische Strukturen in der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit. In: Zeitschrift für
Bayerische Kirchengeschichte 69, 2000, S. 1-18.
– Das himmlische Jerusalem und seine Wirkungsgeschichte in der Kunst unter besonderer Berücksich-
tigung des Gebrauchs der Edelsteine. Waltrop 2004.