Themenschwerpunkt des Studium generale
»Opfer und Täter«
Prof. Dr. Dr. Paul Hoff (Zürich)
Forensische Psychiatrie: Verändert die Neurobiologie das Selbstverständnis des Faches?
Dienstag, 2. November 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Lange Zeit wurde die forensische Psychiatrie als randständiges Gebiet wahrgenommen, oft genug auch von den Psychiatern selbst. Zumindest mit Blick auf die wissenschaftstheoretische Debatte hat sich dies in den letzten Jahren grundlegend geändert: Die forensische Psychiatrie ist in besonderem Maße mit grundsätzlichen Fragen wie dem zwar alten, aber hochaktuellen Leib-Seele-Problem und hier insbeson¬dere mit der Determinismus-Frage konfrontiert. Im Unterschied zur klinischen Psychiatrie hat dies wegen der Bedeutung für die Schuldfähigkeit eine unmittelbare und große Praxisrelevanz.
Der Vortrag zielt – auch aus historischer Perspektive – auf eine Standortbestimmung für die forensische Psychiatrie ab. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Erörterung der aktuellen »Philosophy of Mind«, die sich an der Schnittstelle von Philosophie und Neurowissenschaft etabliert hat. Diese jüngsten Entwick¬lungen sind – die Bereitschaft zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung vorausgesetzt – weit eher eine Herausforderung und Chance als eine Bedrohung für die forensische Psychiatrie. Nur insofern, aber nicht im Sinne einer deterministischen Kehrtwendung, ist die Titelfrage mit »Ja« zu beantworten.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Paul Hoff, geb. 1956 in Ulmen. 1974–1980 Studium der Humanmedizin in Mainz, Approba¬tion als Arzt und Promotion zum Dr. med., 1976–1988 Studium der Philosophie in Mainz und Mün¬chen, Pro¬motion zum Dr. phil., 1989 Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, 1994 Habilitation für Psychiatrie, 1996 Zusatz¬bezeich¬nung Psychotherapie, 1997–2000 Universitätsprofessor und LOA der Klinik für Psychiatrie und Psycho¬thera¬pie am Universitätsklinikum der RWTH Aachen, 2001–2003 Univer¬sitätsprofessor und Kommissarischer Leiter ebd., 2001 Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, seit Juni 2003 Chefarzt und stv. Klinischer Direktor an der Psychiatri¬schen Universitätsklinik Zürich (Sektor West und Zentrale Sozialpsychiatrische Dienste).
Arbeits¬schwerpunkte: Psychopathologie und Diagnostik, Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychiatrie, Wahn¬forschung, Forensische Psychiatrie.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Manfred Cierpka
(Psychosomatische Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg)
Wie aus Opfern Täter werden
Dienstag, 9. November 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)