Prof. Dr. Dr. Perikles Simon – Vortragsexposé – Wintersemester 2011/2012

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
WELT OHNE STILLSTAND – BEWEGUNG ALS PRINZIP

Prof. Dr. Dr. Perikles Simon
(Institut für Sportwissenschaft, JGU Mainz)

Wie viel Bewegung braucht der Mensch?

Mittwoch, 16. Nov. 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Irgendwo flankiert von Binsenweisheiten wie ′Sport ist Mord′ und ′Sport ist gesund′ werden wir schon eine Antwort auf die Frage nach dem richtigen Maß an Bewegung finden. Viele Jahrtausende hätten wir einer Antwort ernsthaft nachgehen können. Doch wenn wir ehrlich sind, hatten wir Besseres zu tun. Der Mensch hat sich ohnehin immer bewegt. Bis vor wenigen Jahrzehnten womöglich mehr als ihm gut tat. Jetzt werden wir erstmals in der Menschheitsgeschichte völker- und gesellschaftsübergreifend mit einem Phänomen konfrontiert, dessen Bedeutung schwer abzuschätzen ist: dem Bewegungsmangel. In einer Welt, in der wir mit Hilfe des technischen Fortschritts Unglaubliches bewegen, bewegen wir selbst uns zu wenig?
Der Vortrag soll den Themenbereich ′Bewegungsmangel′ umreißen und erklären, warum Fragen nach dem richtigen Maß an Bewegung nicht leicht zu beantworten sind. Wie viel wissen wir über den menschlichen Bedarf an Bewegung? Ab wann wird Bewegungsmangel für meine Gesundheit bedenklich? Wie schwer ist es für Menschen, die offensichtlich an Bewegungsmangel leiden, sich gesund zu bewegen? Der Vortrag erläutert auch, warum es ein besonderer Teil der Menschheit ist, dessen Gesundheit vorrangig an den Folgen eines Bewegungsmangels leidet: Unser technischer Fortschritt bedroht vor allem diejenigen Menschen, die noch vor wenigen Jahrzehnten vom technischen Fortschritt am meisten profitiert hatten ̶ von Natur aus physisch benachteiligte Menschen.

Perikles Simon studierte Humanmedizin und Verhaltens- und Neurowissenschaften an der Universität Tübingen und der University of Pennsylvania, PA. Nach der Promotion in Medizin 2000 zunächst Stationen als Assistenzarzt an der Universitäts-Augenklinik bis 2003 und am Institut für Hirnforschung in Tübingen bis 2004. Nach Abschluss der Promotion in Verhaltens- und Neurowissenschaften 2004 Tätigkeit als Assistenzarzt und Leiter des Molekularbiologischen Labors in der Medizinischen Klinik Abt. V, Sportmedizin, in Tübingen. Seit April 2009 Leiter der Abteilung für Sportmedizin in Mainz. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Molekularen Belastungsphysiologie, die sich mit der Frage befasst, welche Mechanismen und Grundvoraussetzungen auf molekularer Ebene für unsere körperliche Leistungsfähigkeit ausschlaggebend sind. Daneben befasst er sich sowohl epidemiologisch als auch grundlagenwissenschaftlich im Rahmen der Entwicklung eines Nachweises für genetische Manipulationen mit dem Thema Doping. Seit 2009 ist er Mitglied im Expertengremium für Gendoping der Welt Anti-Doping Agentur (WADA).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Achim Köddermann (Department of Philosophy, SUNY College at Oneonta)
Philosophische Konzepte und Modelle der Bewegung
Mittwoch, 23. November 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)