Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer – Vortragsexposé – Wintersemester 2015/2016

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
TOD UND STERBEN


Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer
Institut für Soziologie, Justus-Liebig-Universität Gießen

Sterben in Deutschland

Mittwoch, 18. November 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Lange Zeit war der Tod ein selbstverständlicher Bestandteil des Lebens. Er hatte seinen Ort inmitten der Familie, inmitten unserer Gesellschaft. Noch heute wünschen sich 80 Prozent der Deutschen, zu Hause zu sterben, doch die Wirklichkeit sieht anders aus, denn tatsächlich sterben 80 Prozent in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder, noch immer viel zu selten, in einem Hospiz. Der Tod wird zunehmend institutionalisiert, medikalisiert und ökonomisiert – mit der Konsequenz, dass sich immer komplexere ethische Fragen stellen: Was bedeutet uns "Sterben in Würde"? Darf man das Leben künstlich verlängern? Oder andersherum: Darf man das Sterben beschleunigen? Reimer Gronemeyer versucht, mögliche Antworten auf diese komplexen Fragen zu geben. Indem er damit vertraut macht, was an den verschiedenen Orten des Sterbens passiert und welche Veränderungen heute das Sterben prägen, nimmt er dem Tod auch einen Teil des Schreckens, den er für jeden von uns hat.

Reimer Gronemeyer (* 1939 in Hamburg), Studium der Theologie in Hamburg, Heidelberg und Edinburgh, 1971 Promotion mit einem Thema zu den Paulusbriefen, Tätigkeit als Pfarrer in Hamburg, Studium der Soziologie, 1973 Promotion zu Fragen der betrieblichen und gesellschaftlichen Partizipation, Assistent an den theologischen Fakultäten in Mainz und Bochum, seit 1975 Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen; Forschungsaufenthalte in Afrika (Sudan, Zimbabwe, Namibia, Botswana, Senegal, Südafrikanische Republik) und Osteuropa (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen). Derzeitige Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Demenz, AIDS-Waisen im Südlichen Afrika, Ernährungssicherung in Namibia. Publikationen (Auswahl): Das Vierte Lebensalter. Demenz ist keine Krankheit, München 2013; Sterben in Deutschland. Wie wir dem Tod wieder einen Platz in unserem Leben einräumen können, Frankfurt 2007; Hg. mit Michaela Fink/Marcel Globisch/Felix Schumann: Helfen am Ende des Lebens. Hospizarbeit und Palliative Care in Europa, Wuppertal 2004; So stirbt man in Afrika an AIDS. Warum westliche Gesundheitskonzepte in Afrika versagen. Eine Streitschrift, Frankfurt 2002, 2006 (2. Aufl.).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Joachim Wittkowski
(Fakultät für Humanwissenschaften, Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
»Mehr als das Leben kann ich nicht verlieren«.
Einstellungen zu Sterben und Tod und ihre Beziehungen zu anderen Merkmalen

Mittwoch, 25. November 2015, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)