Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl – Vortragsexposé – Sommersemester 2014

Themenschwerpunkt des Studium generale Gut und Böse

Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl

(Professor für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie, Goethe-Universität · Direktor des Sigmund-Freud-Instituts, Frankfurt am Main)

Mörderische Langeweile

Montag, 14. Juli 2014, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Langeweile ist eine weit verbreitete, aber vergleichsweise wenig untersuchte Stimmung. Sie wird in ihren Auswirkungen oft unterschätzt, zumal in ihrer chronischen, unerträglich quälenden Variante. Rätselhaft ist die empirisch gut belegte Korrelation von Langeweile und Aggressionen, gegen die eigene Person wie gegen andere Personen. Der Vortrag beschreibt in einem ersten Schritt diese Variante der Langweile als eine konflikthafte Handlungshemmung, die sich in einer facettenreichen Phänomenologie, Psychodynamik und Soziodynamik manifestiert. In einem zweiten Schritt wird der paradigmatische Fall diskutiert, dass eine gewalttätige Person ihre Destruktivität damit begründet, sie langweile sich. Schließlich nimmt ein dritter Schritt die gesellschaftlichen Randbedingungen der Langweile in den Blick: Es wird die These skizziert, dass die spätmoderne Gesellschaft ihren Mitgliedern gebietet, nur nicht langweilig zu sein, wodurch aber die Langeweile vermutlich zunimmt und schwerer erträglich wird.



Rolf Haubl, geb. 1951, Studium der Psychologie und der Germanistik mit Schwerpunkt Sprachwissenschaft, Dr. phil. in Germanistik, Dr. rer. pol. habil. in Psychologie. Seit 2003 Professor für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität und Direktor des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt am Main. Zuvor lange Jahre an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg. Mitherausgeber der "Freien Assoziation" und der "Zeitschrift für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik". Aktuelle Forschungsgebiete: Sozialwissenschaftliche Emotionsforschung, Krankheit und Gesellschaft, Beratungsforschung, Methodologie und Methodik psychoanalytischer Sozialforschung.

Weitere Informationen im Internet unter:

www.sfi-frankfurt.de und www.fb03.uni-frankfurt.de/45643896/home