Prof. Dr. Eberhard Knobloch – Vortragsexposé – Wintersemester 2012/2013

Themenschwerpunkt des Studium generale

SELBSTBILD UND WELTBILD. KULTURALITÄT, PLURALITÄT, UNIVERSALITÄT?

Prof. Dr. Eberhard Knobloch (Berlin)

Naturwissenschaftliche Weltbilder im Wandel der Zeit – Von Aristoteles zu Kepler

Montag, 17. Dezember 2012, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)

Der Vortrag wird in vier Abschnitten zeigen, wie Naturwissenschaft und Mathematik in einem philosophisch-theologischen Kontext zu einem sich ändernden Weltbild von der Antike bis zu Kepler beitrugen.

Aristoteles trennte Physik und Mathematik scharf voneinander. Sein Weltbild beruhte auf philosophischen Grundannahmen, sein Bewegungsbegriff stützte sich auf eine rationale Theologie.

Ptolemaios (2. Jh. n. Chr.) entwarf ein mathematisches Modell, in dem er eine aristotelische Grundannahme verletzte. Sein geozentrisches Weltbild blieb in Europa bis ins 16. Jahrhundert in Kraft. Copernicus versuchte als 'letzter' Aristoteliker aristotelischen, physikalischen Vorgaben wieder zu ihrem Recht zu verhelfen und wurde so zum Verteidiger (nicht Begründer) eines heliozentrischen Weltsystems.

Der Copernicaner Kepler stützte sich auf die in ihrer Genauigkeit bis dahin unerreichten Daten Tycho de Brahes, um Gottes Schöpfungsplan aufzudecken. Diese veranlassten ihn, die auch noch von Copernicus gelehrten planetarischen Kreisbahnen zu verwerfen. Er vereinte Naturwissenschaft und Mathematik, indem er Astronomie als Himmelsphysik begründete.



Eberhard Knobloch, geboren 1943, studierte Mathematik, Klassische Philologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte. 1976 habilitierte er sich für Geschichte der Mathematik und der exakten Naturwissenschaften. Von 1980 bis 2009 war er Professor für Geschichte der exakten Wissenschaften und der Technik an der Technischen Universität Berlin, ab 2002 zugleich Akademieprofessor für dieses Fach an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Er ist Mitglied mehrerer deutscher und internationaler Akademien der Wissenschaften, Präsident der Académie Internationale d'Histoire des Sciences (Paris), Past President der European Society for the History of Science, Honorarprofessor der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (Peking). Er veröffentlichte mehr als dreihundert Aufsätze bzw. Bücher zur Wissenschafts- und Technikgeschichte und ist Mitglied der Herausgebergremien von sechzehn internationalen Zeitschriften zu dieser Disziplin. Seine wissenschaftlichen Interessen gelten vor allem der Geschichte und Philosophie der mathematischen Wissenschaften und der Renaissancetechnik. Er ist Projektleiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle und der beiden Leibniz-Arbeitsstellen in Berlin und Potsdam der BBAW.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Christof Mandry

(Professor für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie und Christliche Sozialwissenschaft, Systematische Theologie, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Erfurt)

Das christliche Menschenbild in der pluralistischen Gegenwartskultur

Montag, 7. Januar 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)