IAK MEDIÄVISTIK / STUDIUM GENERALE
»MAINZ IM MITTELALTER«
Univ.-Prof. Dr. Ernst-Dieter Hehl
Vom Fest des Herrschers zum Fest Christi. Mainzer Feste vom 10. bis zum 12. Jahrhundert
Donnerstag, 9. Februar 2006, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)
In Kaiser Friedrich Barbarossas Mainzer Hoffest von 1184 steht die Familie des Herrschers auffällig im Mittelpunkt der Darstellungen. Auch der „Hoftag Jesu Christi“ von 1188, auf dem Barbarossa das Kreuz nahm, treten die Mitglieder der kaiserlichen Familie hervor. Für die Zeit zuvor läßt sich die Bedeutung von Mainz für die Familie des Herrscher an einem geradezu märchenhaften Motiv erkennen: der Hochzeit des Königs. Seit dem 11. Jahrhundert war die Eheschließung des Königs mit einer vorausgehenden Krönung seiner künftigen Gemahlin zur Königin verbunden. Diese nahm der Mainzer Erzbischof seit Heinrichs III. Hochzeit mit Agnes von Poitou (1043) vor. Liturgisch bedeutet das eine Sakralisierung der herrscherlichen Ehe mit all ihren Konsequenzen, was an einem nichtmärchenhaften Vorgang gezeigt werden soll: dem Scheidungsplan Heinrichs IV. von 1069.
Veröffentlichungen, die zur Thematik des Vortrags hinführen: Maria und das ottonisch salische Königtum. Urkunden – Liturgie – Bilder, in: Historisches Jahrbuch 117 (1997) S. 271–310; Die Mainzer Kirche in ottonisch salischer Zeit (911–1122): §§ 7 9, in: Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, hg. von Friedhelm Jürgensmeier, Bd. 1,1 (Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte 6, 1/1), Würzburg 2000, S. 195–280; Goldenes Mainz und Heiliger Stuhl. Die Stadt und ihre Erzbischöfe im Mittelalter, in: Mainz. Geschichte der Stadt, hg. von Franz Dumont, Ferdinand Scherff, Friedrich Schütz, Mainz 1998, S. 839–857; Die Erzbischöfe von Mainz bei Erhebung, Salbung und Krönung des Königs (10. bis 14. Jahrhundert), in: Krönungen. Könige in Aachen – Geschichte und Mythos. Katalog der Ausstellung, hg. von Mario Kramp 1, Mainz 2000, S. 97–102; Kreuzzug – Pilgerfahrt – Imitatio Christi, in: Pilger und Wallfahrtsstätten in Mittelalter und Neuzeit, hg. von Michael Matheus (Mainzer Vorträge 4), Stuttgart 1999, S. 35–51.
Univ.-Prof. Dr. Ernst-Dieter Hehl, geboren 1944 in Selters (Westerwald), Studium von Geschichte und Deutsch in Freiburg i.Br. und Mainz. 1977 Promotion, 1992 Habilitation. Wiss. Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz (Projekt: Edition der Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens 916/920-1022); zudem Lehrtätigkeit am Historischen Seminar II (Mittelalter) der Universität Mainz, seit 1998 als apl. Professor. Wichtige Veröffentlichungen: War, peace and the Christian order, in: The New Cambridge Medieval History Bd. 4: c. 1024 – c. 1198, hg. von D. Luscombe und J. Riley Smith (2004), S. 185–228; Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, in: Historische Zs. 259 (1994) S. 297–336; MGH Concilia 6. Die Konzilien Deutschlands und Reichsitaliens 916–1001, Teil 1: 916–960 (unter Mitarbeit von Horst Fuhrmann, 1987); Kirche und Krieg im 12. Jh. Studien zu kanonischem Recht und politischer Wirklichkeit (1980).