STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
zum Themenschwerpunkt "INFORMATION – WISSEN – BILDUNG"
Prof. Dr. Ernst Peter Fischer (Konstanz)
Welche Naturwissenschaft braucht der gebildete Mensch?
Mittwoch, 14. Juni 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
"Was alle angeht, müssen alle entscheiden", wie Friedrich Dürrenmatt geschrieben hat, und er meinte damit die Physik und andere Naturwissenschaften. Fehlt da nicht etwas? Müsste es nicht heißen, "Was alle angeht, müssen alle verstehen, um darüber zu entscheiden"? Was aber heißt "Verstehen" in der modernen Naturwissenschaft? Sie ist nicht mehr die anschauliche Naturforschung des 19. Jahrhunderts und hat längst eine weite Reise in die Tiefen der Abstraktion angetreten und sich komplex verzweigt. Im Vortrag wird die These vertreten, dass ein Verstehen nur gelingt, wenn die Naturwissenschaften als Einheit erscheinen und erlebt werden können. Naturwissenschaft braucht keine einfach klingenden Erklärungen, sondern Gestaltungen mit humanem Kontext, um von einem gebildeten Publikum verstanden zu werden. Dann kann es entscheiden, was alle angeht.
Ernst Peter Fischer, diplomierter Physiker, promovierter Biologe, habilitierter Wissenschaftshistoriker.
Geboren 1947 in Wuppertal; apl. Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität in Konstanz; freie Tätigkeiten als Wissenschaftsvermittler und Berater, unter anderem für die Stiftung Forum für Verantwortung; in dieser Funktion Herausgeber (gemeinsam mit Klaus Wiegandt) von "Mensch und Kosmos" (2004) und "Die Zukunft der Erde" (2006). Autor zahlreicher Bücher, zuletzt: Werner Heisenberg – Das selbstvergessene Genie (2001), Die andere Bildung (2001), Das Genom (2002), Einstein, Hawking, Singh und Co. (2004), Die Bildung des Menschen (2004), Einstein für die Westentasche (2005), Einstein trifft Picasso und geht mit ihm ins Kino (2005).
Auszeichnungen: Heinrich-Bechold-Medaille (1980), Preis der wissenschaftlichen Gesellschaft Freiburg (1981); Lorenz-Oken-Medaille (2002); Eduard-Rhein-Kulturpreis (2003), Treviranus-Medaille des Verbandes Deutscher Biologen (2003); Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Publizistik (2004), Sartorius-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (2004).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth (Institut für Erziehungswissenschaften, Humboldt-Universität Berlin)
Der Bachelor kommt, die Bildung geht? Universitäre Aufgaben jenseits der Fachkompetenz
Mittwoch, 21. Juni 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)