THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"SCHMERZ UND SCHMERZFORSCHUNG"
Prof. Dr. Frank Birklein (Mainz)
Wenn Nerven schmerzen! Die quälenden Folgen kleiner Nervenschäden
Dienstag, 26. Januar 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Wenn durch Erkrankungen oder Verletzungen sensible Nerven geschädigt werden, entwickeln sich in 30–50% der Fälle neuropathische Schmerzen. Schmerzen im intakten Nervensystem haben eine Warnfunktion – durch die Erregung von Schmerzrezeptoren in der Haut, den Muskeln, Sehnen oder Knochen zeigen diese Schmerzen schädigende Ereignisse an, verändern dadurch gezielt unser Verhalten und sind deshalb langfristig essentiell für unser Überleben. Neuropathische Schmerzen entstehen im Gegensatz dazu direkt im geschädigten Nervensystem, werden von uns aber genauso quälend empfunden wie Schmerzen im intakten Nervensystem – nur ohne schädigendes Ereignis und somit ohne die Möglichkeit, darauf adäquat im Sinne einer Schmerzvermeidung zu reagieren.
Die Kunst von uns Neurologen ist es, herauszufinden warum eine Schädigung des Nervensystems individuell zu Schmerzen führt. Möglichkeiten der Entstehung von Schmerzen nach Nervenschädigung sind Übererregbarkeit des geschädigten Nervensystems, falsche Impulsleitung, eine fehlerhafte Schmerzhemmung und das inkorrekte Zusammenspiel von Sensorik und Motorik. Nur wenn die Identifikation dieser Mechanismen bei jedem einzelnen Patienten gelingt, gelingt auch eine erfolgreiche Therapie.
Frank Birklein, geb. 1964, ist Universitätsprofessor für Neurologie und leitet seit 2001 den Bereich neurologische Schmerzforschung und Schmerztherapie an der Neurologischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz. Bevor er nach Mainz kam, studierte er Medizin an der Universität Erlangen, promovierte dort 1993 und habilitierte sich im Jahr 2000 über komplex-regionale Schmerzsyndrome an der medizinischen Fakultät Erlangen. Der Schwerpunkt seiner Forschungen ist die Entstehung und Konsequenzen chronischer Schmerzen im Nervensystem – und zwar von der Peripherie bis hin zum Gehirn. In Anerkennung dieser Arbeiten erhielt seine Arbeitsgruppe mehrere Forschungspreise und er selbst wurde Mitherausgeber führender internationaler wissenschaftlicher Zeitschriften.
Abschlussvortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Walter Zieglgänsberger
(Klinische Neuropharmakologie, Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München)
Schmerzgedächtnis und chronischer Schmerz
Dienstag, 2. Februar 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)