Themenschwerpunkt
Wissenschaft und Zeitgeist
Prof. Dr. Frank-Rutger Hausmann
Professor für Romanische Literaturwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. B.
Warum Fachgeschichte der Geisteswissenschaften im »Dritten Reich«?
Montag, 17. Januar 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Die Fachgeschichte der Geisteswissenschaften hat seit einigen Jahren einen großen Aufschwung genommen und ist inzwischen zum festen Bestandteil der meisten Disziplinen geworden. Ausgelöst wurde dieses Interesse durch die Verflechtung zahlreicher Fächer in die Ideologie des ‚Dritten Reichs', als viele Wissenschaftler sozusagen in vorausschauendem Gehorsam der internationalen ,scientific community' eine Absage erteilten und der nationalsozialistischen Gleichschaltung zuarbeiteten. Allein aus diesem Grunde ist die Befassung mit der Wissenschaftsgeschichte in der NS-Zeit nach wie vor ein wichtiger Forschungsgegenstand, zumal längst nicht alle Details erforscht sind. Im ersten Teil des Vortrags geht es um den allgemeinen Nutzen der Fachgeschichte, die den bisher vorgelegten wissenschaftlichen Arbeiten ihren wissenschaftlichen Ort zuweist, aber auch Prognosen für weitere Arbeiten und vor allem Handlungsanweisungen für den Umgang einzelner Disziplinen mit der Öffentlichkeit liefert. Im Anschluß daran soll am Beispiel zweier Neuphilologien, der Romanistik und der Anglistik-Amerikanistik, dokumentiert werden, was das im einzelnen in der jüngeren Vergangenheit bedeutet und welche Auswirkungen dies bis heute hat.
Prof. Dr. Frank-Rutger Hausmann, Jg. 1943, seit 1976 Professor für Romanische Literaturwissenschaft (Schwerpunkte: Italienische und französische Literatur des Mittelalters, der Renaissance und des 19. und 20. Jahrhunderts in Aachen und Freiburg , hat in den letzten Jahren verstärkt zur Geschichte der Geisteswissenschaften im ,Dritten Reich' gearbeitet und mehrere umfangreiche Monographien zu damaligen Forschungsnetzwerken vorgelegt (Romanistik bzw. Anglistik-Amerikanistik im ,Dritten Reich'; Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften 1940-1945; Deutsche Wissenschaftliche Institute in Europa 1940-1944; Der Europäische Schriftstellerverband in Weimar 1941-1948 ).
Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Norbert W. Paul, Prof. für Geschichte und Ethik der Medizin, Johannes Gutenberg-Universität Mainz:
»Wider die Natur?« Historische und ethische Anmerkungen zur Kontrolle der menschlichen Biologie durch Wissenschaft und Medizin
Montag, 24. Januar 2005, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)