MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"IM BANN DER DINGE. MATERIALITÄT UND LEBENSSTIL"
Prof. Dr. Franz Breuer
Professor a.D. für Psychologie · Leiter der Arbeitseinheit Pädagogische Psychologie, Entwicklungspsychologie, qualitative Methoden (bis 2014), Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Persönliche Objekte:
Identität – Weitergabe – Transzendenz – Gedenken
Mittwoch, 7. Dezember 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Wir vollziehen einen Aneignungs- und Gestaltungsprozess im Kontakt mit kleinen und großen Dingen, die wir besitzen (z.B. Partnerschafts-Geschenke, Erbstücke, Familienbetriebe) – als Gebrauchsobjekte, als Prestigeobjekte, als Gedenkobjekte u.a. Dabei ist ihnen der Stempel ihrer Schöpferin bzw. ihres Benutzers aufgeprägt: Die Objekte werden durch ihre Gestaltung "verpersönlicht". Solche persönlichen Objekte stellen ein hybrides Geflecht aus gegenständlichen, individuellen und sozialen Handlungs- und Bedeutungs-Dimensionen dar, sie haben einen symbolischen und identitätsstiftenden Stellenwert. Die Dinge können unsere eigene Lebenszeit überdauern. Sie werden z.T. von den Erben, Nachfahren, Nachfolgern übernommen – gewürdigt oder auch nicht. Bei gewissen Passagen (Abtritt, Weitergabe/Übernahme, Sterben) werden die Ding-Verhältnisse neu sortiert. Die Objekte spielen eine Rolle im Verhältnis zwischen den Generationen (Eltern – Kindern, Vorgängern – Nachfolgern). Deren Beziehungen werden im Umgang mit den Hinterlassenschaften (neu) ausgehandelt. Die geprägten Dinge können wertgeschätzt, gepflegt, umgemodelt oder als Müll entsorgt werden. Formen und Ausprägungen von Überdauern und Gedenken lassen sich an ihnen festmachen.
Franz Breuer, Dr. phil., war bis 2014 Professor am Institut für Psychologie der Universität Münster und Leiter der Arbeitseinheit Pädagogische Psychologie, Entwicklungspsychologie, qualitative Methoden. Er studierte u.a. Psychologie, Theaterwissenschaft, Soziologie, Pädagogik in Wien und Münster. Seine Forschungsschwerpunkte waren u.a. berufliche Sozialisation, Altern in sozialen Kontexten, transgenerationale Beziehungen, Vorgänger-Nachfolger-Übergänge, qualitativ-sozialwissenschaftliche Methodologie. Buchpublikationen aus der jüngeren Zeit: Vorgänger und Nachfolger. Weitergabe in institutionellen und persönlichen Bezügen. Göttingen 2009; Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. Wiesbaden 2010.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Ingo Balderjahn
(Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Marketing, Universität Potsdam)
Genügsamkeit im Fokus nachhaltiger Konsumstile:
Identifikation, Hintergründe und Strukturen
Mittwoch, 14. Dezember 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)