Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
"Was ist Gerechtigkeit?"
Prof. Dr. Gerhard Kruip (Mainz, Hannover)
Weltarmut und globale Gerechtigkeit
Mittwoch, 10. Dezember 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Seit der Entstehung der "Sozialen Frage" im 19. Jahrhundert wurden Gerechtigkeitsforderungen in erster Linie an Nationalstaaten gerichtet. Deren Konsolidierung stand in einem engen Zusammenhang mit der Entwicklung von sozialstaatlichen Arrangements. Heute hingegen, im Kontext beschleunigter Globalisierung, sind einerseits viele nationale Gerechtigkeitsprobleme nicht mehr durch die Politik von Nationalstaaten allein zu lösen, andererseits kommen aber mehr und mehr auch globale Gerechtigkeitsprobleme wie die weltweiten Ungleichheiten zwischen Arm und Reich in den Blick und verlangen nach einem Handeln auf globaler Ebene. Möglicherweise sind globale Gerechtigkeitsprobleme auch wesentlich dringlicher anzugehen als nationale. Welche Konzepte globaler Gerechtigkeit können dabei handlungsleitend werden? Wie lassen sie sich interkulturell begründen?
Gerhard Kruip, (geb. 1957), Studium der Mathematik und der Katholischen Theologie in Würzburg, Paris und Mexiko-Stadt. 1985–1995 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Würzburg, 1995–2000 Direktor der Katholischen Akademie für Jugendfragen, seit 2000 Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover und seit 2006 Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät im FB 01 der Universität Mainz. Mehrere Forschungsaufenthalte in Mexiko und Mitarbeit in verschiedenen Gremien der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit, z.B. der "Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik" der Kommission X "Weltkirche" der Deutschen Bischofskonferenz.
Publikationen u.a.: Entwicklung oder Befreiung? Elemente einer Ethik sozialer Strukturen am Beispiel ausgewählter Stellungnahmen aus der katholischen Kirche Mexikos (1982–1987). 1988; Kirche und Gesellschaft im Prozeß ethisch historischer Selbstverständigung. Die mexikanische Kontroverse um die 'Entdeckung Amerikas' 1996; Hg. zus. m. Michael Fischer: Gerechtigkeiten: Hannoversche Zwischenrufe 2006. 2007; Hg. zus. m. Helmut Reifeld: Church and Civil Society: The Role of Christian Churches in the Emerging Countries of Argentina, Mexico, Nigeria and South Africa. 2007; "Eine andere Welt ist möglich" – Globalisierung der Gerechtigkeit. In: Trierer Theologische Zeitschrift 117(2008)3, 235–252; Vom "Sinn für Ungerechtigkeit" zur "Globalisierung der Gerechtigkeit". In: Kaplow, Ian; Lienkamp, Christoph (Hrsg.): Sinn für Ungerechtigkeit: Ethische Argumentationen im globalen Kontext. 2005, 100–116.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Ruth Zimmerling (Politische Theorie, Institut für Politikwissenschaft, Universität Mainz)
Gerechtigkeit als Eigenschaft politischer Systeme
Mittwoch, 17. Dezember 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)