Themenschwerpunkt des Studium generale
"Quest for Food – Wie Ernährung Leben bestimmt"
Prof. Dr. Gerhard Kruip (Mainz)
Welternährung und globale Gerechtigkeit
Dienstag, 22. November 2011, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Weltweit hungern mehr als eine Milliarde Menschen, obwohl ausreichend Nahrungsmittel hergestellt werden. Ursachen des Hungers sind vor allem Armut, fehlende Eigentums- und Nutzungsrechte für den Boden, unfaire Handelsbedingungen, Umweltzerstörung und Bürgerkriege. Das starke Bevölkerungswachstum, der Klimawandel, die zunehmende Nutzung von Pflanzen als energetische Rohstoffe und der in den Schwellenländern wachsende Fleischkonsum werden die Probleme in den nächsten Jahren dramatisch verschärfen.
Ausgehend von der Forderung, Gerechtigkeit heute als "globale Gerechtigkeit" ernst zu nehmen, ergeben sich moralische Probleme, die schnell und effizient angegangen werden müssen. Es kommt vor allem darauf an, die wirtschaftliche Entwicklung anzukurbeln. Hilfsangebote zur Selbsthilfe müssen den Bevölkerungen den Zugang zu natürlichen Ressourcen, zum Produktionskapital und zum Markt, aber auch zu Bildung und Forschung ermöglichen. Fraglich ist auch, wie die Börsenspekulation mit Nahrungsmitteln zu bewerten ist. Aber auch unsere Konsumgewohnheiten (Fleisch!) sind in Frage zu stellen.
Gerhard Kruip, (*1957), Studium der Mathematik und der Katholischen Theologie in Würzburg, Paris und Mexiko-Stadt. 1985–1995 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Würzburg, 1995–2000 Direktor der Katholischen Akademie für Jugendfragen, seit 2000 Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover und seit 2006 Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät im FB 01 der Universität Mainz. Mehrere Forschungsaufenthalte in Mexiko und Mitarbeit in verschiedenen Gremien der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit, z.B. der "Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik" der Kommission X "Weltkirche" der Deutschen Bischofskonferenz.
Publikationen u.a.: Entwicklung oder Befreiung? Elemente einer Ethik sozialer Strukturen am Beispiel ausgewählter Stellungnahmen aus der katholischen Kirche Mexikos (1982–1987). 1988; Kirche und Gesellschaft im Prozeß ethisch historischer Selbstverständigung. Die mexikanische Kontroverse um die 'Entdeckung Amerikas'. 1996; Hg. zus. m. Michael Fischer: Gerechtigkeiten: Hannoversche Zwischenrufe 2006. 2007; Hg. zus. m. Helmut Reifeld: Church and Civil Society: The Role of Christian Churches in the Emerging Countries of Argentina, Mexico, Nigeria and South Africa. 2007; "Eine andere Welt ist möglich" – Globalisierung der Gerechtigkeit. In: Trierer Theologische Zeitschrift 117(2008)3, 235–252; Vom "Sinn für Ungerechtigkeit" zur "Globalisierung der Gerechtigkeit". In: Kaplow, Ian; Lienkamp, Christoph (Hrsg.): Sinn für Ungerechtigkeit: Ethische Argumentationen im globalen Kontext. 2005, 100–116.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Bernhard Uhde (Religionswissenschaft, Universität Freiburg)
Schwein oder nicht Schwein – Das ist hier die Frage!
Was um Gottes willen haben Speisevorschriften mit Religionen zu tun?
Dienstag, 6. Dezember 2011, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)