Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
"Die erschöpfte Gesellschaft"
Prof. Dr. Gotthard Fermor
Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts der Ev. Kirche im Rheinland
Spiritualität als Ressource.
Über den Zusammenhang von Theologie und Resilienz
Mittwoch, 13. November 2013, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Die Faktoren, die zu einer "erschöpften Gesellschaft" führen, sind vielfältig: Ökonomisierung, Flexibilisierung, Beschleunigung und Entgrenzung sind nur einige Stichworte einer mehrperspektivischen Sicht auf Tendenzen der Spätmoderne, deren zentrifugale Kräfte mehr und mehr zu Risikofaktoren für die lebensweltliche Konstruktionsarbeit der Individuen werden. Programme zum Gegensteuern sind entsprechend aktiv. Die Begriffe der Salutogenese und der Resilienz zeigen – über ihre Ursprungsdisziplinen hinaus – an, dass es heute entscheidend um die Frage nach den Ressourcen in der Leistungsgesellschaft geht. Welche Rolle kann die Theologie in diesen Fragen spielen? In diesem Vortrag fragt sie mit dem Suchbegriff der Spiritualität, der in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, nach Ressourcen, die sich widerständig zu ihrer Verzweckung verhalten; mit Meister Eckhart und seiner relecture bei Erich Fromm fragt sie nach den Wurzeln einer Ethik, die nicht vom Habenmüssen geprägt ist und zur Lebenskunst motiviert; mit der Denkfigur der Rechtfertigung, die jüngst Martin Walser neu bedacht hat, fragt sie nach einem Menschenbild, das Person und Werk unterscheiden kann und darin hochaktuell ist. Mit diesen Perspektiven versucht sie einen Beitrag zur Profilierung von Resilienz in der erschöpften Gesellschaft leisten.
Prof. Dr. Gotthard Fermor, Studium der Ev. Theologie in Wuppertal, Tübingen, Bonn. Postgraduate Studies in Princeton/USA (Th.M.). Promotionsstudium im Hermeneutischen Institut der Universität Bonn. Promotion in Evangelischer Theologie 1999. Gemeinde- und Akademietätigkeit. Professor für Gemeindepädagogik und Diakoniewissenschaft (mit dem Schwerpunkt: Systematische Theologie) an der Ev. Fachhochschule R-W-L in Bochum (2005–2011), dort weiter lehrend. Seit 2011 Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts der Ev. Kirche im Rheinland. – Forschungsschwerpunkte: Interdisziplinäre Spiritualitätsforschung, Populäre Kultur und Religion, Kultur- und Medientheologie, Theologie und Lebenswelt.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Perikles Simon (Sportmedizin, JGU Mainz)
Die physische Erschöpfung unserer rastlos rastenden Gesellschaft und ihre Folgen
Mittwoch, 20. November 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)