Prof. Dr. Günter Meyer – Vortragsexposé – Wintersemester 2015/2016

Themenschwerpunkt des Studium generale
"IDENTITÄTEN. KONTINUITÄT UND WANDEL"

Prof. Dr. Günter Meyer

Professor für Geographie/Wirtschaftsgeographie, Geographisches Institut, Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt ZEFAW, JGU Mainz

Identitätswandel durch den "Islamischen Staat" – vom Underdog zum Topdog?

Montag, 7. Dezember 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Während Hunderttausende vor dem Terror des "Islamischen Staats" flüchten, verlassen weltweit immer noch meist junge Muslime ihre Heimat, um sich dem IS anzuschließen. Auf mindestens 20.000 wird die Zahl derer geschätzt, die ihr bisheriges Leben aufgegeben haben mit dem Ziel, in Syrien und dem Irak als Djihadisten für den IS und eine neue Weltordnung zu kämpfen. Zu ihnen gehören mehr als 700 Muslime aus Deutschland, darunter zahlreiche Konvertiten.
Wie konnte es zu einem solchen Identitätswandel kommen, der vor allem junge Männer, aber auch manche Frauen und sogar ganze Familien veranlasste, in den "Heiligen Krieg" zu ziehen? Inzwischen liegen Untersuchungen aus zahlreichen Ländern vor, die anhand von detaillierten Fallstudien die Schicksale der Djihadisten dokumentieren. Hier zeichnen sich typische Ablaufmuster des meist in wenigen Monaten vollzogenen Identitätswandels ab. Negative sozio-kulturelle und politische Rahmenbedingungen in den Herkunftsländern, mediale Beeinflussung durch Soziale Netze im Internet und persönliche Kontakte mit Anwerbern des IS spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Prof. Dr. Günter Meyer ist Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient für gegenwartsbezogene Forschung und Dokumentation (DAVO) und Präsident der European Association for Middle Eastern Studies (EURAMES), dem Dachverband der orientbezogenen Forschungsinstitutionen in 29 europäischen Ländern mit mehr als 3000 Wissenschaftlern. Außerdem leitet er als Vorsitzender das International Advisory Council of the World Congress for Middle Eastern Studies (WOCMES). Von der Middle East Studies Association of North America (MESA) wurde er 2014 für seine herausragenden Verdienste um die Förderung der internationalen Orientforschung ausgezeichnet.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Renate Müller
(Leiterin der Musiksoziologischen Forschungsstelle, PH Ludwigsburg)
Die Macht der Musik. Identitätskonstruktion mit Musik und Medien
Montag, 14. Dezember 2015, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)