Prof. Dr. Günther Bernatzky · Vortragsexposé · Wintersemester 2009/2010

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"SCHMERZ UND SCHMERZFORSCHUNG"

Prof. Dr. Günther Bernatzky (Salzburg)

Evolution von Schmerz – oder: Wozu haben wir Schmerzen?

Dienstag, 10. November 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Akute Schmerzen veranlassen Tiere oft zu aggressiven Reaktionen oder zu Fluchtverhalten. Bei chronischen Schmerzen kann der Schmerzauslöser bereits beseitigt sein und dennoch liegen starke Schmerzen vor. So kann der chronische Schmerz bei Tieren zur Schonung und Pflege der schmerzhaften Region führen. Genauso wie beim Menschen chronische Schmerzen eine drastische Beeinträchtigung der Lebensqualität bewirken, kann bei Tieren ein gestörtes Ernährungs-, Schlaf- und Sozialverhalten auftreten. Menschen können Charakter, Intensität und Dauer dieser subjektiven Sinnesempfindung durch verbale Beschreibung vermitteln. Bei Tieren ist die Feststellung von Schmerz und Leid umso schwieriger, weil der Schmerz rein begrifflich weder eine unmittelbare Wirkung noch erkennbare Abwehrreaktionen erfordert. Schmerzfeststellung beim Tier kann Schwierigkeiten bereiten: Empfindungen lassen sich als solche naturwissenschaftlich nicht unmittelbar nachweisen. Ihre Feststellung beim Tier beruht auf Analogieschlüssen. Nicht nur das Vorhandensein, auch der Grad der Schmerz- und Leidensfähigkeit hängt von der Entwicklungshöhe des Tieres ab. Je näher ein Tier mit dem Menschen verwandt ist, um so eher kann man wohl davon ausgehen, daß Eingriffe oder Behandlungen, die für den Menschen schmerzhaft oder mit Leiden verbunden sind, auf das Tier eine ähnliche Wirkung haben können.

Prof. Dr. Günther Bernatzky, geb. 1954, ist Ao.Universitätsprofessor an der Universität Salzburg. Studium der Biologie und Dissertation an der Pharmakologie Graz. Forschungsaufenthalte in Deutschland und den USA. Forschungsarbeiten u. a. über Schmerz bei Tier und Mensch, Tumorschmerz, Tumorschmerztherapie und Musikwirkung. Herausgeber von Büchern über Schmerztherapie bei Tumorschmerz und Produktion von Musik- und Entspannungs-CDs. Leiter und Gründer des Salzburger Schmerzinstituts. Leiter und Mitbegründer des Forschungsnetzes Mensch und Musik an Universität Mozarteum (2001–2004). Vorstandsmitglied der österreichischen Schmerzgesellschaft (Wissenschaftlicher Sekretär von 2005–2007) und der österreichischen Palliativgesellschaft.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Ulrich Förstermann
(Pharmakologe, Vizepräsident für Forschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Behandlung akuter und chronischer Schmerzen: Was können Medikamente leisten?
Dienstag , 17. November, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)