Prof. Dr. Hans-Curt Flemming – Vortragsexposé – Sommersemester 2008

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche Wasser:
"Molekül, Lebensstoff, Menschheitsproblem"

Prof. Dr. Hans-Curt Flemming
(Aquatische Mikrobiologie, Biofilm Centre, Univ. Duisburg-Essen)

Wasser: Vom Molekül zum Mythos

Mittwoch, 9. Juli 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Das häufigste Molekül im Universum ist Wasser, und es ist schon sehr früh nach dem Urknall entstanden. Es hat Eigenschaften, die Physiker und Chemiker staunen lassen, aber auch ganz normale Menschen – nur aus andern Gründen. Es ist auf unterschiedliche Weise auf die Erde gekommen und hat lang gebraucht, bis es so kühl wurde, dass es flüssig bleiben konnte. Leben ist im Wasser entstanden und in einem gigantischen Kreislauf wirkt es als globale Waschanlage, mit der das Salz ins Meer gebracht wurde. Es kann große Katastrophen über uns bringen und Ängste wecken. Aber wir nutzen es auch auf die verschiedenste Weise: zum Trinken, Waschen, Kühlen, Heizen, für Lebensmittel und in unendlicher Vielfalt in der Technik, und am allermeisten in der Landwirtschaft zur Bewässerung. Bei all diesen Nutzungen verschmutzen wir es, deshalb ist es wichtig, Wasser wieder zu reinigen. Die Verfügbarkeit von Wasser entscheidet über die Lebensqualität, Armut und Reichtum. Kein Wunder, dass es weitreichende politische Dimensionen hat. Es scheint, als sei unser Gehirn mit dem Wasser "verdrahtet", so wichtig ist es für unser Verhalten und unsere Stimmung. Wasser hat auch symbolische Tiefe, es ist auch als Element in praktisch allen Religionen und Kulturen sowie in zentralen Mythen enthalten. Seine Schönheit und Gewalt spiegelt sich in Kunst, Psychologie und sogar in unserem Verhalten wieder. Das wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass der Umgang mit Wasser für Milliarden von Menschen auch heute noch auf religiöse und kulturelle Wurzeln zurückgeht, nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Religiöse Riten und Regeln spiegeln häufig hygienische Grundsätze wieder, die aus Zeiten stammen, in denen es weitaus weniger Menschen gegeben hat.

Prof. Dr. Hans-Curt Flemming hat in Stuttgart und Freiburg Chemie studiert, am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg promoviert und sich dann an der Universität Stuttgart auf mikrobielle Biofilme spezialisiert. Seit 1996 hat er den Lehrstuhl für Aquatische Mikrobiologie an der Universität Duisburg-Essen und ist Mitglied im wissenschaftlichen Direktorium des IWW Zentrum für Wasser. 2001 hat er das Biofilm-Centre gegründet, dem noch zwei weitere Kollegen angehören und im gleichen Jahr hat er auch den interdisziplinären Studiengang "Water Science" ins Leben gerufen.