THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
OPFER UND TÄTER
Prof. Dr. Hans-Jürgen Kerner
(Tübingen)
Täter-Opfer-Ausgleich:
Grundideen, praktische Ausgestaltung und Zukunftsaussichten
Dienstag, 1. Februar 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Der Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) stellt eine auf ehrwürdige Traditionen und viele aktuelle ausländische Beispiele aufbauende Alternative zur (rein) strafenden staatlichen Reaktion auf Straftaten dar. In erster Linie bietet ein TOA-Verfahren den Beteiligten die gute Möglichkeit, mit Hilfe eines Konfliktreglers oder Mediators den zur Straftat führenden bzw. den aus ihr erwachsenen Konflikt nach mehr oder minder langen, manchmal auch recht heftigen, Gesprächen und Beratungen zu bereinigen. In zweiter Linie tritt dadurch sozialer Friede im Umfeld von Opfer und Täter ein. In dritter Linie darf der Rechtsfriede als wiederhergestellt gelten, so dass eine kriminalrechtliche Reaktion ganz entfallen oder, in vergleichsweise schweren Fällen, eine doch zu verhängende Strafe gemildert werden kann. Der TOA wurde explizit erstmals 1990 ins deutsche Jugendstrafrecht und 1994 ins Erwachsenenstrafrecht eingeführt. Im Vortrag wird mit anschaulichen Ergebnissen aus der sog. TOA-Statistik dargelegt, welche Erfahrungen seither gemacht wurden, und welche praktischen, kriminalpolitischen und wissenschaftlichen Schlussfolgerungen sich daraus ziehen lassen.
Prof. Dr. jur. Hans-Jürgen Kerner, Jahrgang 1943, Direktor des Instituts für Krimi¬nologie der Universität Tübingen, Kriminologe und Jurist. Ordinarius für Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug und Strafprozessrecht.
Autor zahlreicher Bücher und anderer Veröffentlichungen zu den genannten Lehr- und Forschungsgebieten, außerdem zu Kriminalpolitik und Kriminalprävention sowie internationalen und vergleichenden Aspekten von Kriminalität und Kriminalitätskontrolle. Zuletzt: Hans-Jürgen Kerner und Arthur Hartmann: Täter-Opfer-Ausgleich in der Entwicklung. Auswertung der bundesweiten Täter-Opfer-Ausgleichs-Statistik für die Jahre 1993 bis 2002. Bericht für das Bundesministerium der Justiz. Berlin/ Tübingen: Dezember 2004.