Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink – Vortragsexposé – Wintersemester 2014/2015

Themenschwerpunkt des Studium generale

"Gastlichkeit. Über den Umgang mit Anderen"



Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink

Romanistik/Interkulturelle Kommunikation, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Gastlichkeit interkulturell.

Theorieansätze der Interkulturellen Kommunikation und exemplarische Interaktionsformen aus unterschiedlichen Epochen und Kulturen

Montag, 5. Jan. 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Gastlichkeit ist aus der Sicht der interkulturellen Kommunikationsforschung eine Form sozialer Interaktion, die stark ritualisiert ist, mit kulturspezifischen Werten und Symbolen verknüpft wird und völlig unterschiedliche Ausprägungen in den verschiedenen Kulturen und Kulturräumen des Globus aufweist. Der Vortrag geht von Theorieansätzen der Interkulturellen Kommunikation aus, um den Zuhörern/innen zunächst grundlegende Begriffe und Methoden zur Analyse und zum Verständnis unterschiedlicher Ausprägungsformen von Gastlichkeit an die Hand zu geben. Hierbei finden auch die im Kontext der aktuellen Globalisierungsphase zunehmend an Bedeutung gewinnenden Inszenierungs- und Vermarktungsformen von Gastlichkeit im Kontext des Tourismus und der Tourismusindustrie Berücksichtigung. In einem zweiten Schritt werden – ausgehend von literarisch und medial vermittelten Beispielsituationen – europäische, von Faszination geprägte Erfahrungen mit völlig anderen, außereuropäischen Formen von Gastlichkeit thematisiert, vor allem am Beispiel des subsaharischen Afrikas. Im abschließenden Teil des Vortrags stehen konfliktuelle Situationen missverstandener und verweigerter Gastlichkeit im Zentrum, die vor allem mit Kriegs- und Okkupationssituationen verbunden sind und anhand von Szenen aus der Verfilmung der Novelle Le Silence de la mer ("Das Schweigen des Meeres") von Vercors (1942, Verfilmungen 1949 und 2004) und des preisgekrönten Films Pizzicata (1996) von Edoardo Winspeare veranschaulicht werden sollen.

Hans-Jürgen Lüsebrink: Nach dem Studium der Romanistik und der Geschichtswissenschaft in Mainz, Tours und Paris 1981 Promotion an der Universität Bayreuth in Romanischer Philologie; 1984 Promotion im Fach Geschichtswissenschaft an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS) in Paris; 1987 Habilitation in Romanischer Philologie an der Universität Bayreuth. Inhaber des Lehrstuhls für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation an der Universität Saarbrücken. Gastprofessuren u. a. an der Universität Laval (Québec), der EHESS (Paris), der ENS (Paris), der EPHE (Paris), der Northwestern University (Evanston) und der University of California at Los Angeles (UCLA). 2001 Diefenbaker-Preisträger des Conseil des Arts du Canada, 2005 Ernennung zum Officier dans l’Ordre des Palmes Académiques. Seit 2013 Stellvertretender Sprecher des Internationalen Graduiertenkollegs GRK 1864, "Diversity. Mediating Difference in Transcultural Spaces" der Universitäten Montréal, Trier und Saarbrücken (DFG/Conseil de Recherche en Sciences Humaines du Canada).

Forschungsschwerpunkte: Europäisch-außereuropäische Literatur- und Kulturbeziehungen 18.–20. Jahrhundert; Kulturtransfer Deutschland-Frankreich; frankophone Literaturen und Kulturen außerhalb Europas mit Schwerpunkt Afrika und Québec; Theorie der Interkulturellen Kommunikation.

Veröffentlichungen u.a.: Konzepte der Interkulturellen Kommunikation (Hg., 2004); Das Europa der Aufklärung und die außereuropäische koloniale Welt (2006); Einführung in die Landeskunde Frankreichs. Wirtschaft – Gesellschaft – Staat – Kultur – Mentalitäten (2000, 2. Aufl. 2003); Interkulturelle Kommunikation. Interaktion – Kulturtransfer – Fremdwahrnehmung (2005, erw. Neuaufl. 2008, 3. Aufl. 2012); Interkulturalität in Kriegszeiten (in: Jahrbuch des Frankreichzentrums der Universität des Saarlandes, 2014, Hg. zus. mit Mechthild Gilzmer und Christoph Vatter).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Marin Trenk (Professor für Ethnologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Indianische Gastfreundschaft im Spiegel Europas

Montag, 12. Januar 2015, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)