Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff – Vortragsexposé – Wintersemester 2008/2009

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"WAS IST GERECHTIGKEIT?"

Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff (Bochum)

Sozialpsychologie der Fairness – Illusion oder Herausforderung?

Mittwoch, 19. November 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Der Gerechtigkeitssinn der Menschen wird immer dann sichtbar, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Man kann den Eindruck gewinnen, dass Gerechtigkeit einem einzigen Prinzip folgt, das sich einfach anwenden lässt. Tatsächlich ist es aber so, dass die subjektive Einschätzung von Fairness und Unfairness viel komplexer stattfindet. Die Ursache dafür liegt darin, dass mehrere Fairnessprinzipien im Widerspruch zueinander stehen. Der Vortrag gibt einen Überblick darüber, welche Fairnessprinzipien Verwendung finden und wann sie bevorzugt angewandt werden. Das Ziel, eine gerechte Welt zu schaffen, erweist sich als Illusion. Es bleibt die Herausforderung, die Fairness in einer gegebenen Situation zu maximieren. Anhand von Beispielen wird verdeutlicht, dass das Streben nach Fairness sowohl beeindruckende positive als auch frappierende negative Folgen haben kann.

Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, Jg. 1948, studierte Psychologie an der Universität Bonn, wo er auch promovierte und sich habilitierte. Nach einer Zwischenstation an der Philipps-Universität Marburg kam er an die Ruhr-Universität Bochum, an der er den Lehrstuhl für Sozialpsychologie der Fakultät für Psychologie seit 1992 innehat. Er ist einer der Herausgeber des „Handbuch der Sozialpsychologie und Kommunikationspsychologie“ (2006). Seine Forschungsschwerpunkte umfassen sowohl die Grundlagenforschung als auch angewandte Forschungsgebiete. Insgesamt liegen mehr als 200 Veröffentlichungen vor. Neuere Arbeiten befassen sich mit Regeln der Fairness in Aufteilungssituationen, freiwilligem Arbeitsengagement, Kundenzufriedenheit, Bindung, Bestätigungssuche und Narzissmus in persönlichen Beziehungen. Herr Bierhoff war von 2002 bis 2004 Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und ist gegenwärtig Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Psychologische Information und Dokumentation der Universität Trier.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Michael Beck (Prof. für Pädiatrie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,
Klinikum der Universität Mainz)
Enzymersatztherapie für wenige oder Brot für viele?
Mittwoch, 26. November 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)