Prof. Dr. Harald Welzer – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

Studium generale – Themenschwerpunkt
DAS GEDÄCHTNIS: LERNEN UND ERINNERN

Prof. Dr. Harald Welzer (Essen, Witten/Herdecke)

Das kommunikative Gedächtnis

Dienstag, 31. Januar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Menschen können ihre famose Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umwelten deshalb realisieren, weil sie eine co-evolutionäre Entwicklungsumwelt geschaffen haben, die sie von den biologischen Vorgaben der Evolution emanzipiert hat. Diese Emanzipation wurde möglich durch zwei humanspezifische Gedächtnisfunktionen: erstens durch die Fähigkeit zum autonoetischen, sich seiner selbst bewussten Erinnern, und zweitens durch die Auslagerung von Gedächtnis in andere Personen, in Institutionen oder in Medien. Der Vortrag zeigt, dass das menschliche Gedächtnis sich qua Kommunikation entwickelt, lebenslang als kommunikatives funktioniert und weit weniger individuell ist, als wir uns zu denken angewöhnt haben.

Prof. Dr. Harald Welzer, geb. 1958, ist Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen sowie Forschungsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke und forscht über Erinnerung, Tradierung und Gewalt. Veröffentlichungen u. a. "Verweilen beim Grauen. Essays zum wissenschaftlichen Umgang mit dem Holocaust", Tübingen: edition diskord 1997. – "Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung" (Hg.), Hamburg: Hamburger Edition 2001. – "'Opa war kein Nazi'. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis" (mit S. Moller u. K. Tschuggnall), Frankfurt/M.: Fischer 2002. – "Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung", München: Beck 2005. – "Das autobiographische Gedächtnis. Hirnorganische Grundlagen und biosoziale Entwicklung" (m. H. J. Markowitsch), Stuttgart: Klett-Cotta 2005. – "Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden", Frankfurt/M.: Fischer 2005.

Abschließender Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Walter Zieglgänsberger (MPI für Psychiatrie, München)
Chronic Pain and Addiction: The Dark Side of Neuronal Plasticity
Dienstag, 7. Februar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)