Das Institut für Klassische Archäologie, der SFB 295, Teilprojekt B.7 und das Studium generale laden anläßlich der WINCKELMANN-FEIER 2006 und im Rahmen der Tagung ZYPERN – INSEL IM SCHNITTPUNKT INTERKULTURELLER KONTAKTE zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Hartmut Matthäus
Universität Erlangen-Nürnberg
Zeitenwenden im Mittelmeergebiet – Kunst und Kultur Zyperns zwischen 1000 und 750 v. Chr.
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal P 2 (Philosophicum)
Zypern ist eine Insel im Schnittpunkt von Orient und Okzident. Die Zeit zwischen 1000 und 750 v. Chr. wird auf der Insel der Aphrodite gekennzeichnet durch mehrere Horizonte tiefgreifender kultureller Umbrüche: Im 11. Jh. v. Chr. kommt es zu Zuwanderungen aus der Ägäis, die zu einer nachhaltigen, letztlich bis heute wirksamen Hellenisierung der Insel führen. Zugleich intensivieren sich die Kontakte zur Küste der benachbarten Levante. Es entwickelt sich eine typische Kontaktkultur als ein Amalgam aus lokalen, östlichen und griechischen Kultureinflüssen, eine Kontaktkultur, die selbst bald weithin nach außen wirkt. Einflüsse zyprischer Kultur lassen sich im 10. und 9. Jh. v. Chr. bis Sardinien, ja sogar bis auf die Iberische Halbinsel verfolgen.
Im Verlauf des 9. Jh. v. Chr. erfolgt ein kulturgeschichtlich kaum zu überschätzender erneuter Umbruch: Phönikische Siedler lassen sich vor allem im Südosten Zyperns nieder. Phönikisches Kunsthandwerk prägt in der Folge zyprische Kunst und Kultur. Zypern wird zur Zwischenstation phönikischer Seefahrer auf dem Weg nach Westen: Die Insel wird dadurch eingebunden in die mittelmeerweite Expansion phönikischer Kolonisation, die in der Folge nachhaltig zu einem Prozeß der Orientalisierung der mediterranen Kulturgruppen führt – man denke nur an die Übernahme der phönikischen Buchstabenschrift durch die Griechen und ihre Konsequenzen für das geistige Leben des Abendlandes.
Prof. Dr. Hartmut Matthäus, geb. 1950, Studium der Klassischen Archäologie, Ur- und Frühgeschichte und Klassischen Philologie in Heidelberg, Gießen und Hamburg, Promotion 1977, Habilitation 1988. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Marburg, Frankfurt/Main, Heidelberg und Mainz (im Sonderforschungsbereich "Kulturelle und sprachliche Kontakte"), Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seit 2001 Professor für Klassische Archäologie in Erlangen. Wissenschaftliche Schwerpunkte: Archäologie des östlichen Mittelmeerraumes im 2. und frühen 1. Jahrtausend v. Chr. (kretisch-mykenische Kultur, Zypern, Phönikien, frühes Griechentum), Kulturkontakte und daraus resultierende Wandelerscheinungen, römisches Handwerk und römische Wissenschaft.
Ausgewählte Publikationen:
• Die Bronzegefäße der kretisch-mykenischen Kultur (1980).
• Metallgefäße und Gefäßuntersätze der Bronze, der geometrischen und archaischen
Periode auf Cypern (1985).