THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"DER SINN DER SINNFRAGE"
Prof. Dr. Heiner Barz (Düsseldorf)
Die Suspendierung der Sinnfrage – Empirische Befunde zum Wertekosmos Jugendlicher
Mittwoch, 02. Dezember 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Entgegen vieler Prognosen liefert die empirische Jugendforschung der letzten Jahre keine Anhaltspunkte für eine Renaissance der Religiosität, für eine verstärkte Nachfrage nach Ideologien oder für eine intensivierte Suche nach Sinn. Sie zeichnet vielmehr das Bild einer pragmatischen jungen Generation, die sich gegenüber den Verlockungen geschlossener Weltbilder, sektiererischer Heilslehren oder "theaterdonnerfähigen Supersinnangeboten" erfreulich immun erweist. Die emphatische Sinnfrage, mit der sich einst Vorläufergenerationen in energischer Abgrenzung vom gesellschaftlichen Status quo auseinander setzten, scheint heute weniger dramatisiert, sondern eher suspendiert. Während die in die Jahre gekommene studentenbewegte Generation die jüngeren Kohorten deshalb bisweilen als "langweilige Konformisten" oder "traurige Streber" kritisiert, verweisen andere Beobachter auf die durchaus vorhandene Bereitschaft, in konkreten Situationen politisches und gesellschaftliches Engagement an den Tag zu legen. Die jüngsten Studentenaktionen bestätigen solche Diagnosen.
Heiner Barz, geb. 1957 in Stuttgart, wurde 2002 als Professor für Erziehungswissenschaft an die Heinrich-Heine-Universität berufen. Er leitet dort die Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement. Neben Jugendforschung, insbesondere zu Wertewandel und Religion, sind seine Arbeitsschwerpunkte Weiterbildungsforschung, Bildungsmarketing, eLearning, Bildungsfinanzierung, Reformpädagogik und kulturelle Bildung. In diesen Bereichen führt er zahlreiche Forschungsprojekte mit Fördermitteln u.a. des Bundes und von Stiftungen durch.
Buchveröffentlichungen: Jugend und Religion. 3 Bände. Opladen: Leske&Budrich 1992f. – Weiterbildung und soziale Milieus. Neuwied: Luchterhand Verlag 2000. – Zus. mit Susanne May (Hrsg.): Erwachsenenbildung als Sinnstiftung? Zwischen Bildung, Therapie und Esoterik. Mit Beiträgen von Lutz von Rosenstiel, Armin Nassehi, Christoph Bochinger u.a. Gütersloh: W. Bertelsmann Verlag. 2001. – Zus. mit Rudolf Tippelt (Hrsg.): Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland. 3 Bände. Bielefeld: W. Bertelsmann 2004ff. – Innovation in der Weiterbildung. Was Programmverantwortliche heute wissen müssen. Mit einem Vorwort von Rita Süssmuth. Hergensweiler: Ziel Verlag 2006. – Zus. mit Dirk Randoll (Hrsg.): Absolventen von Waldorfschulen. Eine empirische Studie zu Bildung und Lebensgestaltung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007. – Handbuch Bildungsfinanzierung (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verlag 2010 (im Druck).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
PD Dr. Andreas Urs Sommer (Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Deutsches Seminar II, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Sinnstiftung durch Geschichte? Die Geburt der Geschichtsphilosophie aus dem Geist der Aufklärung
Mittwoch, 16. Dezember 2009, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)