Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
"Chaos und Ordnung"
Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen
(Jacobs University Bremen)
Ordnung im Chaos – Chaos in der Ordnung
Mittwoch, 17. Juli 2013, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Vor der Entdeckung des Chaos teilte man die Natur in zwei streng getrennte Phänomenologien: Zum einen in die naturgesetzlich ablaufenden Beobachtungen, zum anderen in die zufällig ablaufenden Beobachtungen. Auch die dazugehörigen mathematischen Beschreibungen hatten wenig Berührungen und standen sich getrennt gegenüber: Auf der einen Seite die Methoden der Differentialgleichungen, auf der anderen Seite die Methoden der Stochastik und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Seit der Entdeckung des Chaos wissen wir jedoch, dass diese Trennung künstlich war und aufgehoben ist. Diese Feststellung hat monumentalen Einfluss auf unsere Vorstellung von Planbarkeit, Berechenbarkeit und Vorhersagbarkeit. Sie betrifft überraschende, prinzipielle Grenzen von mathematisch-naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und hat ebenso Auswirkungen auf sehr praktische Fragen, wie etwa in der Medizin, der Klimaforschung oder im Management von Organisationen.
Heinz-Otto Peitgen: Studium der Mathematik, Physik und Ökonomie an der Universität Bonn. Diplom 1971, Promotion 1973, Habilitation 1976. Professur für Mathematik an der Universität Bremen von 1977 bis 2012 und parallel Professur für Mathematik an der University of California von 1985–1991 und Professur für Mathematik und Biomedizinische Wissenschaften an der Florida Atlantic University von 1991–2012. Gründer und Leiter des Fraunhofer Instituts MEVIS, Institut für bildgestützte Medizin von 1995–2012. Präsident der Jacobs University Bremen seit 2013.