Prof. Dr. Henner von Hesberg – Vortragsexposé – Sommersemester 2016

Themenschwerpunkt des Studium generale
"Kunst – Macht – Moral"

Prof. Dr. Henner von Hesberg

Professor em. für Klassische Archäologie, Universität zu Köln ∙ Erster Direktor a. D. der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts ∙ Berlin

Ostentatives Otium – die Salutatio der römischen Kaiser

Montag, 6. Juni 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Das römische Principat führte unter Augustus zu einer tiefgreifenden Neustrukturierung des politischen Lebens in Rom. Konkurrierten vorher in der Zeit der Republik die führenden Familien der Senatsaristokratie um die Macht in Rom und im Imperium Romanum, wurden diese Vorgänge nun zunehmend in den Händen einer Person gebündelt. Damit verschoben sich auch die Formen des Kunstbetriebes. Waren sie zuvor an die Einzelinteressen gebunden, wurden sie nun in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens mit neuen ethisch begründeten Maximen verbunden.
In einem Ritual von zentraler Bedeutung für den Austausch zwischen den gesellschaftlichen Gruppen soll das deutlich gemacht werden. Bei der Salutatio empfing der Senator am Morgen seine Klientel und versuchte, sie auf seine Interessen einzustimmen. Mit der Kaiserzeit gewann diese Form eine neue Bedeutung, denn der Princeps hatte nun eigentlich das ganze römische Volk als Klientel, musste es aber bei dieser Gelegenheit nicht politisch beeinflussen. Zunehmend verschob sich der Inhalt zum Otium, also einer Kategorie der Ästhetisierung, wobei dabei je nach den Herrschern unterschiedliche Muster erprobt wurden.

Henner von Hesberg: 1947 in Lüneburg geboren. Studium der Klassischen Archäologie, der Alten Geschichte, der Altphilologie und Kunstgeschichte in Bonn, Marburg und Würzburg von 1968–75. Promotion in Klass. Archäologie in Marburg bei H. Drerup. Reisestipendium für ein Jahr in den Ländern des Mittelmeerraumes. Tätigkeiten am Deutschen Archäologischen Institut in Berlin und Rom. Von 1979 an wissenschaftlicher Assistent in München, Habilitation 1983, von 1984–87 dort Inhaber einer C 2-Professur, seit 1987 Inhaber einer C 4-Professur in Köln. Dekan der Philosophischen Fakultät 1995–97.
Seit 2006 tätig als Direktor am Deutschen Archäologischen Institut in Rom, seit 2014 in Pension.
Wissenschaftliche Schwerpunkte: Antike Architektur und ihre Ornamente, Urbanistik, Grabmonumente und -anlagen, Höfische Kunst des Hellenismus (die Entwicklung neuer Medien in diesem Zusammenhang), Kunst der römischen Provinzen in der Spannung zwischen Zentrum und Peripherie.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Linda Hentschel (Kunstbezogene Theorie, Kunsthochschule Mainz an der JGU)
Betrachten und Bestrafen? Gewaltdarstellungen und Geschlechterverhältnisse in der Visuellen Kultur der US-amerikanischen Moderne
Montag, 13. Juni 2016, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)