Prof. Dr. Henning Scheich – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

STUDIUM GENERALE – THEMENSCHWERPUNKT
»DAS GEDÄCHTNIS: LERNEN UND ERINNERN«

Prof. Dr. Henning Scheich (Magdeburg)

Ist Lernen grenzenlos?

Dienstag, 29. November 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Informationsspeicherung im Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis ist willentlich steuerbar, hat aber nur eine geringe Kapazität. Löschung erfolgt durch "elektrisches Überschreiben" mit neuen Inhalten. Nur ein Bruchteil dieser im Tagesverlauf schnell wechselnden Inhalte wird im synaptischen Langzeitgedächtnis strukturell verankert. Die Auswahl dieser Informationen unterliegt nicht einer direkten Kontrolle, sondern hängt von der individuellen Sinnhaftigkeit ab (emotionale oder kognitive Bewertung). Die unbewusste Langzeitgedächtnisbildung benötigt mindestens 24 Stunden und kann in dieser Phase durch konkurrierende Informationen gestört und durch passende Informationen gefördert werden. Die Bewertung von neuen Informationen und damit die Speicherung hängt bei praktischen und kognitiven Problemlösungen vom internen Belohnungssystem des Gehirns ab (Dopamin). Erfolge wirken sich über Dopamin-Ausschüttung motivationsfördernd aus und beeinflussen die Langzeitspeicherung.

Henning Scheich studierte Medizin und Philosophie in Köln, Montpellier (Frankreich) und München. Promotion am MPI für Psychiatrie München. 3 Jahre Postdoc an der University of California, San Diego. Anschließend Nachwuchsgruppenleiter am MPI für Biophysikalische Chemie in Göttingen. Lehrstuhl Neurobiologie Technische Hochschule Darmstadt. Seit 1992 Direktor des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg.
Forschungsgebiet: Hirnmechanismen kognitiver Lernprozesse (Nature 2001, 412:733; Curr. Opin. Neurobiol. 2005, 15:470)

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer (Ärztlicher Direktor, Universitätsklinik für Psychiatrie, Ulm)
Wie lernt das Gehirn?
Dienstag, 6. Dezember 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)