Prof. Dr. Hermann Häring – Vortragsexposé – Sommersemester 2005

MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
des Studium generale zum Themenschwerpunkt
»ZUFALL - SCHICKSAL - NOTWENDIGKEIT«

Prof. Dr. Hermann Häring (Nijmegen)

Glücklicher Zufall oder dunkles Geschick?
Vom Mut zur eigenen Erfahrung

Mittwoch, 1. Juni 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die Begriffe Schicksal, Notwendigkeit und Zufall beziehen ihre Faszination aus den ungeklärten Zusammenhängen, die sie benennen sollen. "Schicksal" weckt heute noch archaische Gefühle, so als walte über allem eine anonyme Macht. "Notwendigkeit" fungiert als wissenschaftlicher Antagonist zur menschlichen Freiheit. Der Begriff "Zufall" wird von Religionskritikern wie von Gläubigen emphatisch aufgegriffen. Zwischen den ideologischen Lagern ist die Gesprächsfähigkeit über die Begriffe gewachsen, obwohl Stolperfallen bleiben. Es geht immer um die Welt im Ganzen, deren Interpretationen zur Selbstbestätigung neigen. Es geht um Begriffe der Alltagssprache, die oft planlos spezifiziert werden. Besonders anfällig ist der Begriff des Zufalls, dessen genauer Bezugsrahmen in der Regel unklar bleibt. Da schon die Genesis den Akt der Schöpfung als Kampf gegen ein stets gegenwärtiges Chaos versteht, stellt sich aus theologischer Sicht die existentiell verwirrende Frage: Ob, unter welchen Umständen und wie vorbehaltlos können Menschen einer unberechenbaren und zugleich beängstigenden Welt mit Vertrauensvorschuss und Freiheitswissen begegnen?

Prof. Dr. Hermann Häring, geb. 1937 (Pforzheim), studierte Philosophie in München-Pullach (1958–1961) und nach praktischer Ausbildungstätigkeit (1961–1964) kath. Theologie in Tübingen (1964–1968). Promotion (1970) über die Bultmannschule, Habilitation (1978) über das Böse bei Augustin. 1970–1980 Wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für ökumenische Forschung (H. Küng) in Tübingen. 1980–1999 Lehrstuhl für Dogmatische Theologie in Nijmegen, 1999–2005 Professur für Wissenschaftstheorie und Theologie zugleich Leiter des Interdisziplinären Instituts für Religion, Wissenschaft und Kultur (Heyendaal Instituut) an der Universität Nijmegen. Forschungsgebiete: Ekklesiologie und Christologie, Fragen des Bösen, neuere Entwicklungen in der Theologie, Fragen zu Hermeneutik und interdisziplinärer Forschung, insbesondere zum Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaften. Intensive Mitarbeit bei CONCILIUM. Schwerpunkt der Publikationen (Artikel) in niederländischer Sprache.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Günther Gustav Hasinger
(Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching)
Das Schicksal des Universums
Mittwoch, 8. Juni 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)