Prof. Dr. Ilona Riedel-Spangenberger – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

IAK MEDIÄVISTIK / STUDIUM GENERALE

»MAINZ IM MITTELALTER«

Univ.-Prof. Dr. Dr. Ilona Riedel-Spangenberger

Der Kanonist Sicardus von Cremona in Mainz

Donnerstag, 19. Januar 2006, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)

Durch nichts wurde das 12. Jahrhundert in Europa so sehr bewegt wie durch das politische Ringen der Staufischen Kaiser mit den juristisch kenntnisreichen Päpsten und Bischöfen. Angestoßen durch das Aufkommen der Kanonistik und Legistik als Leitwissenschaften an den neu entstehenden Universitäten in Bologna und Nordfrankreich geht der Kampf zwischen Sacerdotium und Regnum trotz Beilegung des Investiturstreites nicht zuletzt mit juristischen Mitteln weiter. Die Päpste Alexander III.und Lucius III. treten gegen Schisma, Häresie und die Bevormundung der Kirche durch weltliche Herrschaft für die libertas ecclesiae ein. In diesem Kontext steht der Theologe, Kanonist, Historiker, Liturgiewissenschaftler und Bischof Sicardus von Cremona (um 1150-1215) auf der Seite dieser Päpste. Er betätigt sich als juristisch versierter Vermittler zwischen den Fronten. Einige Jahre soll er sich auch in Mainz aufgehalten haben. Trotz begrenzter Quellenlage widmet sich die Vorlesung seinem Wirken als Kanonist in Mainz. Was führte ihn Ende der 1170er Jahre nach Mainz? Hat er hier an seiner originellen Summa decretorum gearbeitet? Wie und wozu hat er seine juristischen Kenntnisse und Fähigkeiten eingebracht? Die bedeutende Gestalt dieses gelehrten Kirchenmannes soll in der Vorlesung als ein Paradigma wissenschaftlich fundierter Kirchenpolitik entfaltet werden.

Univ. Prof. Dr. theol. Dr. iur. can. Ilona Riedel-Spangenberger: geb. 1948 in Duisburg; 1967-1972 Studium der Kath. Theologie, Klassischen Philologie und Philosophie in Münster; Promotion zum Dr. theol. in Münster und zum Dr. iur. can. in Rom; 1973-1990 Dezernentin für kirchenrechtliche und ökumenische Fragen des Bistums Münster; 1982-1990 Dozentur für Kirchenrecht an der Universität Osnabrück; 1988 Habilitation im Fach Kirchenrecht in Trier; 1990-1996 Ordentliche Professorin für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Trier; 1992-1993 Dekanin der Theologischen Fakultät Trier; seit 1996 Universitätsprofessorin für Kirchenrecht, Kirchliche Rechtsgeschichte und Staatskirchenrecht an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Mitglied des Ökumenischen Arbeitskreises Evangelischer und Katholischer Theologen in Deutschland; 1999-2002 Vorsitzende der Katholischen Juristenarbeit Deutschlands; seit 2002 Sprecherin der Theologischen Sektion im Interdisziplinären Arbeitskreis Mediävistik; 1999-2003 Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentages; 2003-2005 Prodekanin des Fachbereichs Katholische Theologie in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; seit 2004 Mitherausgeberin der Reihe „Subsidia“ der Internationalen Gesellschaft für theologische Mediävistik Frankfurt/Main; Herausgeberin der Reihe „Kirchen- und Staatskirchenrecht“ im Verlag Schöningh.
Veröffentlichungen: Trennung von Tisch, Bett und Wohnung und das Herrenwort Mk 10,9 (1978); Recht im Bistum Münster (1980); Eucharistie im Gespräch der Konfessionen (1986); Sendung in der Kirche (1990); Sakramente der Initiation in der kirchlichen Rechtsordnung (2000); Ökumene und Kirchenrecht (2000); Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht, 3 Bde (2000-2004); Leitungsstrukturen der Katholischen Kirche (2002); Der Rechtsgelehrte Nicolaus Cusanus (2002); Nicolaus de Tudeschis (2004); Reihe für Kirchen- und Staatskirchenrecht (seit 2004); Apostolische Legitimation der Träger des Bischofsamtes im Übergang vom Frühmittelalter zur klassischen Kanonistik (2004).